Springreiten kann Tierquälerei sein, doch speziell gezüchteten Sportpferden macht es großen Spaß

"Wenn mein Pferd nicht springen darf, ist es unglücklich." Diesen Satz habe ich schon von vielen Reitern gehört. Doch trotzdem wird in den Medien oft diskutiert, ob Springreiten Tierquälerei ist oder nicht. Unglücklich ist dabei jedoch, dass darüber sehr emotional geschrieben wird, statt sachlich über effektiven Tierschutz zu berichten.

Das Thema kochte vor allem nach den Olympischen Spielen 2008 hoch. Es gab zahlreiche Dopingbefunde, leider auch im deutschen Reitsport. Die Reiter dopten ihre Pferde, um Leistungssteigerungen im Springsport zu erzielen.

Am häufigsten wurde daraufhin gegen das Springreiten vorgebracht, dass ein Pferd von Natur aus niemals freiwillig über ein Hindernis springen würde. Dagegen spricht allerdings, "dass viele Pferde zum Beispiel auf der Weide über einen liegenden Baumstamm springen, obwohl sie diesem hätten ausweichen können", sagt Horst C., Reitlehrer FN und erfahrener Reiter.

Im Laufe der Zeit wurden die Pferde durch Zuchtauswahl den sportlichen Anforderungen immer mehr angepasst. Man sollte dabei nicht vergessen, dass das Pferd bereits anatomisch zum Springen veranlagt ist. Die schnellste Gangart Galopp ist eine Sprungfolge im Dreitakt.

Pferde haben daher zum Beispiel auch keine Schlüsselbeine. Mit dem richtigen Training, sind die gezüchteten Springpferde freiwillig bereit zum Springen.

Doch auch bei diesen modernen Springpferden gibt es, wie bei uns Menschen, begabte und weniger begabte Pferde. Die begabten Pferde zeigen eine große Springfreude und hohes Leistungsvermögen.

Wenn ich mein Pferd auf dem Springplatz reite, möchte es sofort zu den Sprüngen und springen. Ihm bringt das Springen sehr viel Spaß. Würde ich es ihm verbieten, wäre es vermutlich unglücklich.

Wenn Springpferde wegen einer Krankheit eine Zeit lang nicht springen dürfen, werden sie oft schwierig im Umgang mit anderen Pferden und Menschen, verweigern die Bodenarbeit und wollen über jede kleinste Stange springen. Bei diesen Pferden ist das Springreiten keine Tierquälerei.

Es gibt aber auch die weniger begabten Pferde, die kein hohes Springvermögen haben und auch nicht von sich aus die Freude am Springen zeigen. Wenn man diese Pferde mit Sporen, einer Gerte oder anderen schmerzhaften Mitteln zu höheren Leistungen zwingt, ist das sicherlich Tierquälerei.

In vielen Fällen führt aber auch der Über-Ehrgeiz des Reiters zur Tierquälerei. Die Reiter arbeiten oft mit jungen Pferden zu intensiv. Die Pferde sind noch nicht komplett ausgewachsen und müssen trotzdem über hohe Sprünge springen und dabei dem Reiter gehorchen. Dabei kommt es oft zu Sehnen- und Gelenkschäden der Pferde, wodurch sie, wenn sie älter sind, häufig nicht mehr geritten werden können.

Ob Springreiten Tierquälerei ist, hängt also immer von dem Reiter des Pferdes ab.

Ein guter Reiter merkt sehr bald, wie viel Springvermögen und Leistungsbereitschaft sein Pferd hat.

Ich glaube, dass die öffentliche Diskussion über Tierquälerei im Spitzensport dem Tierschutz allein nicht gerecht wird. Denn Tierschutz muss jeder Reiter meiner Ansicht nach immer auch selbst betreiben.

Solange die Reiter also sorgfältig auf die Bedürfnisse ihres Pferdes Rücksicht nehmen, ist Springreiten mit einem modernen, dafür gezüchteten Sportpferd, keine Tierquälerei.