Hamburg. Enkeltrick, Schockanruf, falsche Polizisten. Mehr als 100.000 Euro Schaden: Senior händigt vermeintlicher Polizistin Wertsachen aus.

In den vergangenen Tagen ist es mehrfach zu Fällen von Telefonbetrug in Hamburg gekommen, bei denen gezielt ältere Menschen um ihre Ersparnisse und Wertsachen gebracht wurden – in einem Fall entstand ein Schaden von mehr als 100.000 Euro. Deswegen warnen die Beamten vor den Kriminellen und bitten um Hinweise aus der Bevölkerung.

Ein 72-Jähriger aus Hohenfelde wurde am Dienstag von Kriminellen betrogen, die sich als Polizisten ausgaben: Mit immer weiteren Eskalationen eines angeblichen Komplotts wurde der Mann dazu gebracht, sein Bankschließfach zu leeren und Wertsachen zu übergeben.

Telefonbetrüger gaben sich als Polizisten aus

Die Kriminellen gaben sich in diesem Fall als Polizisten aus, die von einem angeblich bevorstehenden Einbruch erfahren hätten, in den zunächst ein Angestellter der Bank und schließlich sogar Polizeibeamte verwickelt wären. Mit einer angeblichen Zivilfahnderin "Frau Schubert" traf sich der 72-Jährige am Mittwoch gegen 18.30 Uhr an einer Parkbank im Bereich Papenhuder Straße/Armgartstraße und übergab ihr Wertgegenstände im Wert von mehr als 100.000 Euro, Passwörter und Pins für Bankkarten.

"Frau Schubert" soll etwa 1,65 Meter groß und zwischen 30 und 35 Jahren alt sein, die glatten braunen Haare trug sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie habe laut des Opfers ein "südosteuropäisches Erscheinungsbild" und trug bei der Übergabe einen Mund-Nasen-Schutz.

Enkeltrick: mehr als 20.000 Euro gestohlen

In einem weiteren Fall wurde eine 86-Jährige aus Eimsbüttel Opfer von Kriminellen: Der alten Dame wurde am Dienstag mit mehreren Anrufen vorgegaukelt, ihre Nichte habe einen schweren Verkehrsunfall gehabt: Ein Richter habe bereits eine Geldstrafe in Höhe von 68.000 Euro festgelegt, wenn diese nicht sofort bezahlt würden, müsse sie in Haft. Die 86-Jährige übergab vor einem Wohnhaus in der Alardusstraße mehr als 20.000 Euro an eine Abholerin, die sich als "Frau Fischer" vorstellte. Erst bei einem späteren Telefongespräch mit ihrer Nichte stellte die 86-Jährige fest, dass sie Opfer von Betrügern geworden war.

"Frau Fischer" soll etwa 1,60 Meter groß, dunkelhaarig und schlank sein. Die Seniorin schätzt ihr Alter auf 45 bis 50 Jahre.

Rentner hatte zu wenig Geld: Betrüger brechen Versuch ab

Ein dritter Betrugsversuch scheiterte daran, dass ein 82-Jähriger aus Hausbruch nicht die verlangte Geldmenge aufbringen konnte. In diesem Fall gab sich der Anrufer als Enkel des Opfer aus und bat um 12.000 Euro zur Reparatur seines Autos. Weil der alte Mann nicht so viel Geld aufbringen konnte, beendete der Betrüger seinen Versuch.

Als das Opfer seinen Enkel später kontaktierte, wurde klar, dass es sich um einen Betrugsversuch gehandelt hatte.

Ratschläge der Polizei zum Umgang mit Anrufern

Die Polizei hat eine Reihe von Hinweisen zusammengesteltt, um gerade ältere Hamburger vor Telefonbetrügern zu schützen. Polizeisprecher Florian Abbenseth erklärt: "Wenn die Polizei Sie anruft, erscheint niemals die Rufnummer 110 im Display."

Darüber hinaus gelte: Polizeibeamte

  • fordern Sie am Telefon nicht zur Über- bzw. Herausgabe von Geld oder Wertgegenständen auf.
  • befragen Sie am Telefon nicht zu persönlichen oder finanziellen Verhältnissen. Schon gar nicht befragen Polizeibeamte Sie zu Ihren Geldverstecken.
  • setzen Sie niemals unter Druck.
  • warnen am Telefon nicht vor korrupten Bank- oder Sparkassenmitarbeitern, die es auf die Vermögenswerte auf dem Konto oder im Schließfach abgesehen haben.

Bei Telefongesprächen mit Fremden rät die Polizei zu folgenden Vorsichtsmaßnahmen:

  • Seien Sie misstrauisch, wenn sich Anrufer am Telefon nicht selber mit Namen melden. Raten Sie nicht, wer anruft, sondern fordern Sie Anrufer grundsätzlich dazu auf, ihren Namen selbst zu nennen.
  • Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht erkennen. Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte/Bekannte wissen kann.
  • Lassen Sie sich nicht drängen und unter Druck setzen. Nehmen Sie sich Zeit, um die Angaben des Anrufers zu überprüfen. Rufen Sie die jeweilige Person unter der Ihnen lange bekannten Nummer an und lassen Sie sich den Sachverhalt bestätigen.
  • Wenn ein Anrufer Geld oder andere Wertsachen von Ihnen fordert: Besprechen Sie dies mit Familienangehörigen oder anderen Ihnen nahe stehenden Personen.
  • Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen wie Schmuck an unbekannte Personen.
  • Legen Sie einfach auf, nur so werden Sie den Betrüger los!