An vier Amtsgerichten ging die verdächtige Post ein. Gebäude evakuiert. Anthrax-Verdacht bestätigt sich nicht: Es war Waschpulver

Altona. Vier offenbar koordiniert abgeschickte Briefe mit weißem Pulver haben am Donnerstag für einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr gesorgt. An den Amtsgerichten Altona und Harburg waren Schreiben eingegangen, die in den Poststellen geöffnet wurden, und aus denen weißes Pulver rieselte. Es bestand der Verdacht, dass es sich dabei um Anthrax, also Milzbrandsporen, handeln könnte, ein hochgiftiges Bakterium, das als „biologische Waffe“ entwickelt wurde.

In Altona erlitten drei Mitarbeiter einen Schock. Bei den Amtsgerichten Hamburg-Mitte und Bergedorf waren ebenfalls derartige Schreiben eingegangen. Dort wurden die Briefe jedoch ungeöffnet der Polizei übergeben. Kurz vor 10 Uhr waren die Briefe sowohl in Altona als auch in Harburg geöffnet worden. In Harburg lief ein Mitarbeiter der Poststelle mit dem Brief noch in ein anderes Gebäude, bevor er die Polizei alarmierte. Deshalb wurde das gesamte Amtsgerichtsgebäude evakuiert. Die Mitarbeiter, die sich zunächst draußen versammelt hatten, wurden in drei HVV-Bussen untergebracht. Die Feuerwehr ging mit großer Vorsicht vor. Laut Feuerwehrsprecher Hendrik Frese habe man vor dem Hintergrund der Ereignisse in Paris eine „ernsthafte Gefährdung“ nicht ausschließen können.

Bekleidet mit Schutzanzügen untersuchten die Einsatzkräfte die Briefe und stellten diese sicher. In Harburg holten Einsatzkräfte der Feuerwehr einen braunen Briefumschlag aus dem Gebäude, auf dem „verursacht Verletzungen, sofortige Behandlung nötig“ zu lesen war. Doch noch vor Ort wurde Entwarnung gegeben: Es handelte sich bei dem weißen Pulver nicht um Anthrax oder einen anderen gefährlichen Stoff. „Es war Waschpulver“, sagte am Nachmittag eine Polizistin.

Die Polizei geht davon aus, dass derselbe Täter alle vier Briefe abschickte. Über dessen mögliches Motiv ist bislang nichts bekannt. Hinweise auf eine politisch motivierte Tat lagen zunächst nicht vor. „Wir ermitteln wegen Vortäuschens einer Straftat“, hieß es bei der Polizei. Darauf steht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Neben strafrechtlichen Folgen können auf den Verursacher, falls er ermittelt wird, auch Schadenersatzforderungen für die Einsatzkosten zukommen.

Die beiden Großeinsätze hatten sowohl in Altona als auch in Harburg Auswirkungen auf den Verkehr. In Altona wurde der Bereich rund um das Amtsgericht abgesperrt. Die Max-Brauer-Allee war teils gesperrt. In Harburg war die vierspurige, vor dem Amtsgericht verlaufende Bundesstraße 73 für mehrere Stunden erst halbseitig, später dann komplett gesperrt. Es kam in der Umgebung zu erheblichen Verkehrsproblemen.