Osteuropäer verschicken falsche Rechnungen für Einträge in das Registergericht. Was Experten raten.

Hamburg. Eine neue Betrugsmasche beschäftigt zunehmend die Hamburger Justiz. Systematisch werden in Hamburg neu gegründete Vereine betrogen. Ihnen werden Rechnungen zugeschickt, die den Eindruck einer offiziellen Zahlung für den Eintrag im Vereinsregister suggerieren. Dabei verfügen die Täter über interne Daten. Die Rechnungen werden so frühzeitig verschickt, dass sie noch vor dem echten Schreiben des für Vereinsgründungen zuständigen Amtsgerichts eintreffen. Die Drahtzieher lassen sich das Geld nach Bulgarien überweisen.

Der jüngst bekannt gewordene prominenteste Fall betrifft die mehrfache deutsche Judomeisterin Bianca Geerdts und ihren Mann Raimund. Die Eheleute war zunächst froh, als es die Rechnung erhielt, mit der sie scheinbar den Eintrag ihres „Kampfsport Clubs Bushido Hamburg“ ins Vereinsregister bezahlen sollten. 364 Euro und 27 Cent waren dafür fällig. „Der Verein war schon am 8. Dezember 2013 gegründet worden“, sagt Raimund Geerdts. „Aber die Mühlen mahlen langsam. Deswegen wollte ich die Zahlung so schnell wie möglich abwickeln. Ich habe die Rechnung noch an meinen Notar gefaxt.“ Dessen Antwort: „Amtlicher kann es ja gar nicht sein.“

Tatsächlich waren die Versender äußerst gut informiert. „Sogar der Name des Sachbearbeiters stimmte“, sagt Geerdts. „Man hat das Gefühl, dass es bei der Behörde ein Leck gibt. Das ist schon erschreckend.“ Zudem wurde Druck aufgebaut. Innerhalb von sieben Tagen müsse man zahlen. Sonst würde der Eintrag gelöscht. Der beigefügte Überweisungsträger war mit dem großen Hinweis „EU-Standard“ bedruckt. So sollte offenbar erklärt werden, warum auch die BIC (international gültige Bankleitzahl) ausgefüllt ist.

Doch die Mitarbeiter der Sparkasse Harburg-Buxtehude ließen sich nicht täuschen. Sie erkannten, dass das Geld nach Bulgarien fließen sollte. So wurde die Überweisung im letzten Moment gestoppt. „Unsere Mitarbeiter achten natürlich auch auf so etwas“, sagt Wilfried Wiegel von der Sparkasse.

Laut Polizei handele es sich bei den geschickt aufgemachten Zahlungsaufforderungen im strafrechtlichen Sinne oft nicht einmal um Betrug. Der Justiz ist die Masche bekannt. „Die Eintragung im Register ist nicht an eine Zahlung gekoppelt“, sagt Gerichtssprecherin Ruth Hütteroth.

„Es ist eine neuartige Betrugsmasche“, sagt Oberstaatsanwalt Carsten Rinio. Bisher gab es in Hamburg sechs Ermittlungsverfahren, die aber eingestellt wurden, weil man an die Täter nicht herankam. Die Betrüger agieren bundesweit. Experten raten: Wenn Sie eine Rechnung erhalten, vergewissern Sie sich durch Anruf bei dem Registergericht, ob eine Rechnung mit diesem Absender und den Daten korrekt ist.