HSV-Jugendtrainer zeigt Zivilcourage und betreut die Opfer

Poppenbüttel. Sie lachen viel, als sie mitten in der Nacht mit dem Fahrrad von einer Geburtstagsparty nach Hause fahren. Sandra B., 22, ist mit ihren Freunden Carolin, 22, und Vincent, 26, unterwegs. Sie haben kräftig gefeiert, die Stimmung ist gelöst. Doch als sie an der Kreuzung Poppenbütteler Weg/Schulbergredder an der roten Ampel anhalten, bleibt ihnen das Lachen im Hals stecken. Plötzlich tauchen zwei Männer auf. Und die sind in beängstigender Pöbellaune. Erst beginnen sie, die Freunde anzuschreien und zu beschimpfen. Bald fangen sie an, das Hinterrad von Carolin hochzuziehen, so, dass die junge Frau fast stürzt. Einer von ihnen schlägt Vincent mit der Faust auf den Kopf. Immer wieder. Zehnmal etwa. Auch Sandra schlagen sie. Bei ihr landet der Hieb im Gesicht. Ihr wird schwarz vor Augen.

In diesem Moment rollt ein Wagen auf die Ampel zu. Und der Fahrer erkennt sofort, dass die Szene auf der Verkehrsinsel kein Spaß ist. Er steigt aus und ruft laut. Was genau, wissen die drei Freunde nicht mehr. Aber es muss Eindruck gemacht haben. Denn jetzt rennen die Täter davon. Der 37-Jährige beruhigt die drei und alarmiert die Polizei. Es dauert eine Dreiviertelstunde, bis die Beamten vor Ort sind. Solange bleibt er bei ihnen. Dass ihr Helfer der ehemalige HSV-Profi Otto Addo ist, erkennen sie zunächst nicht. Erst Stunden später macht es plötzlich klick.

Als Sandra an diesem Sonnabend ins Bett kommt, ist es bereits hell. Erst jetzt begreift sie so richtig, was da passiert ist: ein Überfall mit Körperverletzung. Bei ihr und Vincent haben die Ärzte schwere Prellungen diagnostiziert. "Dass man es einfach nicht begreifen kann, ist vielleicht das Schlimmste", sagt Sandra. Die Täter konnten bisher nicht gefasst werden. Viel weiß man ja auch nicht. Nur dass derjenige, der auf sie eingeschlagen hat, zwischen 20 und 25 Jahre alt, 1,70 bis 1,80 Meter groß ist und kurze, helle Haare hat. Das einzig Positive ist, dass die Freunde erlebt haben, dass es Menschen gibt, die hinschauen, wenn andere wegschauen. Otto Addo sagt, das sei für ihn ganz selbstverständlich gewesen. "Als ich gesehen habe, dass eine junge Frau geschlagen wird, habe ich nicht nachgedacht, sondern sofort gehandelt", sagt er. Dafür sind sie ihm sehr dankbar.