Erster Fall dieser Art: Akku löst Brand aus. Fahrer kann rechtzeitig abspringen

Harvestehude. Ein brennendes E-Bike am Kaiser-Friedrich-Ufer versetzt die Fahrradbranche in Aufregung. An dem Zweirad war der Akku in Brand geraten, der das Spezialrad eines Fahrradkuriers, 45, in Flammen aufgehen ließ. Vor so einem Vorfall haben sich Fahrradhändler gefürchtet. Der Verkauf der Elektrofahrräder sorgt gerade für einen Boom in der Branche.

Während der Fahrt war am Dienstag das Cargo-Bike von Fahrradkurier Kaja M. plötzlich in Brand geraten. "Erst qualmte es. Dann schossen Flammen hoch. Ich bin dann abgesprungen", schildert der Fahrradkurier den Vorfall. Das Fahrrad lag brennend auf der Straße. Einsatzkräfte der Feuerwehr löschten es. "Es ist ein 5000 Euro teures E-Bike, das ich selbst zusammengebaut habe", sagt Fahrradkurier. Die Teile, darunter der 1700 Euro teure Akku, stammten aus ganz Europa. "Den Rahmen habe ich in Dänemark gekauft", so der Betroffene, der seit 1996 als Kurierfahrer sein Geld verdient.

Stephan Dirks, einer der Inhaber des Fahrrad Center Harburg, beruhigt zumindest der Umstand, dass es ein selbst zusammengebautes Rad ist. "Wäre es ein Markenrad mit Markenakku gewesen, wäre es natürlich ein Vorfall, vor dem sich die gesamte Branche fürchtet", sagt er. Brennende oder gar explodierende Akkus in E-Bikes sind der Albtraum der Branche. Dass die Energiespeicher eine Gefahrenquelle sein können, ist nicht erst seit den Akkubränden in den Dreamlinern, den neuen Langstreckenfliegern von Boeing, bekannt.

"Mir ist aber kein Fall zu Ohren gekommen, in dem es einen Akkubrand in einem E-Bike aus Markenproduktion gegeben hat. Hätte es einen gegeben, hätte ich es sehr sicher erfahren", sagt Dirks.

Auch der Akku, den der Fahrradkurier in seinem E-Bike einsetzte, sei "speziell". "Es ist ein Lithium-Akku, der 25 Amperestunden leistet", sagt der Fahrradkurier. "Solche Akkus finden in den handelsüblichen E-Bikes keine Verwendung", sagt Dirks. "Dort werden lediglich Akkus mit maximal 18 Amperestunden eingesetzt."

Für die Feuerwehr Hamburg war es der erste Löscheinsatz wegen eines brennenden E-Bikes. "Mir ist vorher noch kein vergleichbarer Fall untergekommen", sagt Feuerwehrsprecher Manfred Stahl. Dass Akkus Auslöser für ein Feuer sein könnten, ist bei den Brandbekämpfern bekannt. "Das kann passieren, wenn ein Akku überhitzt", sagt ein Feuerwehrmann. "Sie bestehen aus mehreren Zellen. Werden sie zu heiß, wird die Isolierung zwischen den einzelnen Zellen zerstört. Es kommt zu einem Kurzschluss." Der Akku kann dann platzen und einen Brand auslösen. "Betroffen sind fast immer Billigprodukte. Im Einzelfall kann auch ein Produktionsfehler vorliegen", so der Feuerwehrmann.

Für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) sind Akkubrände an E-Bikes bislang kein Thema. "Ich war schon überrascht, als ich es mitbekam", sagt Dirk Lau, stellvertretender Vorsitzender beim ADFC Hamburg. "So ein Fall ist uns hier in Hamburg bislang noch nicht untergekommen." Er selbst setzt mehr auf traditionelle Fahrräder ohne Unterstützung eines Elektromotors. "Überall wo Technik drin ist, kann es auch zu Fehlern kommen", sagt er.

Größere Untersuchungen wird es, zumindest von der Polizei, nicht geben. "Es ist kein Straftatbestand zu erkennen", sagt Hauptkommissarin Ulrike Sweden. Es wurde lediglich eine Ereignismeldung geschrieben. Das Cargo-E-Bike ist nur noch ein Haufen verkohltes Metall und muss vom Fahrradkurier entsorgt werden.