Brand im Obdachlosenlager unter der Kersten-Miles-Brücke. Bezirk sorgt sich um Statik

St. Pauli . Unter der Kersten-Miles-Brücke an der Helgoländer Allee hat es gebrannt. Was das Feuer ausgelöst hat, können sich die Obdachlosen, die dort campieren, nicht erklären. Man habe zwar gegrillt, aber die Kohle sei längst kalt gewesen, als man sich schlafen gelegt habe. "Das war niemand von uns", sagt ein Bewohner.

Die Hamburger Polizei sieht das anders. Sie sagt, eine junge Frau, die sich Ricky nennt, habe schriftlich zu Protokoll gegeben, ihre Wäsche auf den Grill gelegt zu haben, um "Läuse abzutöten" - das berichtete die "Bild" in ihrer Dienstagausgabe. Als ein Pullover Feuer fing und man versucht habe, mit einem Schlafsack die Flammen zu ersticken, sei der Brand innerhalb kürzester Zeit auf die zwei Pavillons übergesprungen, vermutet die Polizei.

Mittlerweile hat die Stadtreinigung die verkohlten Überreste entfernt. Nur der Ruß, der das einst backsteinfarbene Brückengewölbe schwarz gefärbt hat, erinnert noch an das Unglück. Da viele Ziegel von der Hitze stark beschädigt sind und von der Decke zu fallen drohen, wurde der Bereich unter der Kersten-Miles-Brücke weiträumig abgesperrt. "Bautechniker untersuchen derzeit den Zustand der Bausubstanz und ob die Statik der Brücke womöglich in Gefahr ist", sagt Norman Cordes vom Bezirksamt Mitte. Einsturzgefahr bestehe aber nicht.

Wie hoch der Schaden an der denkmalgeschützten Brücke ist, lasse sich noch nicht abschätzen. Bis zum Abschluss der Untersuchungen sollen die Obdachlosen auf die andere Seite der Brücke ausweichen. Alternativ habe man den Betroffenen auch einen Platz in einer Obdachlosenunterkunft angeboten, heißt es beim Bezirk.

Die junge Frau namens Ricky erinnert sich an den Brand: Sofas, Decken und Stühle hätten lichterloh in Flammen gestanden. "Ich habe sofort Alarm geschlagen und alle geweckt," erzählt Ricky, die seit einigen Monaten unter der Brücke an der Helgoländer Allee lebt. Die anrückende Feuerwehr hat den Brand nach gut einer halben Stunde unter Kontrolle gebracht. Verletzt worden sei durch die Flammen niemand. "Klamotten, persönliche Gegenstände, aber auch mein Ausweis und Geld sind dem Feuer zum Opfer gefallen", erzählt Ricky dem Abendblatt.

Die Unterkunft der Obdachlosen unweit der Landungsbrücken kommt immer wieder in die Schlagzeilen. Mit einem Zaun wollte der damalige Bezirksamtschef Markus Schreiber (SPD) im September 2011 die Obdachlosen unter der Kersten-Miles-Brücke vertreiben. Nach massiven Protesten wurde der umstrittene Zaun abgebaut.