Polizei und Zoll haben in diesem Jahr schon mehr als sieben Tonnen Khat in Kleintransportern beschlagnahmt. Abnehmer vor allem Ostafrikaner.

Hamburg. Sie wirkt erregend, erheiternd, euphorisierend - doch die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit ist hoch: Die Kaudroge Khat ist in Deutschland verboten, dennoch stellen Fahnder jährlich mehrere Tonnen der Pflanze bei illegalen Transporten auf norddeutschen Autobahnen sicher. Allein die Beamten des Hauptzollamtes Hafen konnten in diesem Jahr bereits 16 Lieferungen auf der Autobahn 7 stoppen. Dabei stellten sie 7,7 Tonnen der Pflanze sicher.

Das Ziel der Drogenschmuggler ist in der Regel Skandinavien: Dort leben viele ostafrikanische Immigranten - die klassischen Konsumenten der in Afrika weit verbreiteten Alltagsdroge. Aus Ostafrika gelangten die Pflanzen in Flugzeugen in die Niederlande, wo Khat nicht verboten ist, erklärt Zolloberinspektor Udo Storch bei einem Ortstermin auf dem Zollgelände am Veddeler Damm. Der 43-Jährige ist der Sprecher der Oberfinanzdirektion Nord. Von den Niederlanden aus gehe es dann auf dem Landweg weiter, oft mit gemieteten Kleintransportern. "Mir ist kein Fall bekannt, in dem Khat nicht nach Skandinavien transportiert werden sollte", sagt Storch.

Die Kurierfahrzeuge fallen vor allem deshalb auf, weil sie zumeist "überladen und schnell unterwegs" seien, erklärt Storch. Außerdem verursachten die in Jutesäcken verpackten Pflanzen eine "hohe Luftfeuchtigkeit" in den Transportern. Das führe dazu, dass die Scheiben der Wagen beschlagen.

Das Problem der Drogentransporteure: Khat muss zeitnah nach dem Pflücken konsumiert werden, da die Blätter innerhalb von ein bis drei Tagen austrocknen und ihre Wirkung verlieren. Zeitdruck ist also der Grund, warum die Transporter der Kuriere regelmäßig überladen werden und sie sich selten an die Temporegeln halten. Immer wieder kommt es so auch zu Unfällen: Erst Ende August überschlug sich ein 21-Jähriger mit seinem Volvo, als er versuchte, die Verfolger vom Zoll abzuhängen. Der mit 350 Kilogramm Khat beladene Volvo war bei Tempo 200 nicht mehr manövrierbar.

Der Khat-Strauch wird vornehmlich in Ostafrika angebaut. Die Zweigspitzen und junge Blätter werden im Jemen, in Äthiopien, Somalia, Kenia und Dschibuti als Alltagsdroge verwendet. Die Blätter werden im Mund zerkaut, in der Wangentasche gesammelt oder langsam hinuntergeschluckt.

"Khat wirkt euphorisierend, der Nutzer fühlt sich heiterer, im Gegensatz zu anderen Drogen treten keine Halluzinationen ein", erklärt Theo Baumgärtner, Leiter des Präventionsbüros der Landesstelle für Suchtfragen. Die Wirkung trete erst drei bis vier Stunden nach dem Kauen ein. Einige Konsumenten rauchen Khat deshalb auch zusammen mit anderen Drogen, um eine schnellere Wirkung zu erzielen.

Einer der größten Ermittlungserfolge in diesem Jahr: Am 16. November entdeckten die Beamten einen Kleintransporter, der mit 74 Khat-Säcken vollgestopft war. Ein geringer Teil der sichergestellten Drogen wird eingefroren, damit Ermittler den Wirkstoffgehalt feststellen können. Davon hängt die spätere Strafbemessung ab. Der Rest wird meist einen Tag später vernichtet - auch, weil Khat einen besonderen Eigengeruch hat. Was bleibt sind die Jutesäcke, von denen einige als Trophäen im Pausenzimmer der Beamten hängen.

In Hamburg spielt Khat als Droge kaum eine Rolle, sagt Theo Baumgärtner. "Jugendliche wollen ihre Grenzen ausloten, so wird auch Khat zuweilen ausprobiert. Da Khat im Ruf steht, eine Naturdroge zu sein, wird es mit einem sicheren Gefühl konsumiert." Eine Khat-Welle sei in Hamburg allerdings nicht zu erwarten.