Der Fund in Rahlstedt stellt die Polizei weiter vor Rätsel. Bundesweit gibt es 85 Vermisste, die das Opfer sein könnten.

Rahlstedt. Der zerstückelte Leichnam, den ein Spaziergänger im Naturschutzgebiet Stellmoorer Tunneltal entdeckt hatte, stellt die Polizei weiter vor Rätsel: Auch wenn Mordkommission und Gerichtsmedizin bestimmen konnten, dass es sich um ein männliches Opfer handelt, gibt es noch keine Hinweise auf Identität und Todesursache.

Grund ist unter anderem der starke Verwesungsgrad der Leichenteile, die die Ermittler in den vergangenen beiden Tagen Stück für Stück zusammengetragen haben. Ersten Erkenntnissen zufolge wurden sie schon vor Wochen, wenn nicht gar Monaten, in dem Naturschutzgebiet verteilt. Fest steht: Bei dem Opfer handelt es sich um einen Mann, der vermutlich älter als 50 Jahre war und sich in schlechter körperlicher Verfassung befand. Der etwa 1,75 Meter große Mann wog nur 60 Kilogramm, hatte einen schütteren Haarkranz und war nahezu zahnlos. Nur am Unterkiefer fanden sich überkronte Frontzähne.

Gestern gegen 15.30 Uhr rückten die letzten Beamten aus dem Naturschutzgebiet ab. "Unsere Arbeit ist hier vorerst abgeschlossen", sagte Polizeisprecher Andreas Schöpflin. "Wir werden die Suche wieder aufnehmen, sollte es neue Hinweise geben." Neben dem Leichnam sicherten die Ermittler auch ein Damenfahrrad und ein Küchenmesser. Ob Letzteres mit dem Fall zu tun hat, wird bezweifelt. Der Tote soll mit einer Säge zerteilt worden sein.

Das Fahrrad könnte von Interesse sein: Medienberichten zufolge sollen Leichenspürhunde an dem Rad Fährte aufgenommen und die Beamten zu den vergrabenen Leichenteilen geführt haben. Die Polizei wollte dies nicht bestätigen. Zuvor hatte ein Spaziergänger einen abgetrennten Arm im Unterholz entdeckt und die Polizei alarmiert. Dieser Arm ist das einzige Leichenteil, das nicht vergraben war.

Insgesamt sollen auf einer Freifläche etwa ein halbes Dutzend Stellen entdeckt worden sein, an denen Körperteile eingraben waren. Darunter sollen auch blanke Knochen gewesen sein, die vom Täter ausgelöst worden waren.

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln unterdessen wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts. Die Ermittler konzentrieren sich jetzt unter anderem auf Vermisstenfälle. Bundesweit gibt es 85 Fälle, die - nach einem Abgleich mit den Vermisstendateien der Landeskriminalämter - mit dem Leichenfund zusammenhängen könnten, hieß es aus Polizeikreisen. Dazu sollen nun DNA-fähiges Material und Fingerabdrücke vom Toten gewonnen und mit den Vermisstenfällen abgeglichen werden.

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Opfer nach einem Verbrechen zerteilt wird, um es besser verschwinden zu lassen: Im Juni 2010 entdeckte ein Passant, 68, beim Austreten am Harburger Bahnhof einen Trolley. Darin befanden sich, in mehreren blauen Müllsäcken verpackt, zwei blutige auf Kniehöhe abgetrennte Waden und Füße. Die Körperteile gehörten zu Achmed K. Im Streit hatte ihn sein Mitbewohner Orhan Y. erschlagen und anschließend seine Leiche zerstückelt.