Ex-Kollegen des gesuchten Frank Wittkopf haben einen Aufruf formuliert. Täter ist auf der Flucht

Alsterdorf. Mitarbeiter und Verkäufer des Straßenmagazins "Hinz&Kunzt" haben einen öffentlichen Appell an ihren ehemaligen Kollegen, den wegen Vergewaltigung und Raubes gesuchten Frank Wittkopf gerichtet. In dem gestern veröffentlichten Schreiben sprechen sie seinem Opfer ihr tiefes Mitgefühl aus. Gleichzeitig fordern sie den früheren "Hinz&Kunzt"-Verkäufer, der seit einer Tat am Sonnabend, 15. September in Alsterdorf auf der Flucht ist, sich zu stellen.

Frank Wittkopf wird gesucht, weil er dringend verdächtig ist, an jenem Sonnabend gegen 10.45 Uhr an der Hindenburgstraße in die Wohnung einer 58-Jährigen eingedrungen zu sein. Dort forderte er Geld und Wertsachen von der Frau. Er fesselte und bedrohte die 58-Jährige und vergewaltigte sie schließlich. Polizeibeamte sicherten DNA-Spuren am Tatort, die beim Abgleich mit bekannten Straftätern eine Übereinstimmung mit der Spur von Wittkopf ergaben.

Am vergangenen Sonntag veröffentlichte die Polizei nach richterlichem Beschluss Fotos des Mannes. Er ist abgetaucht, wurde seitdem weder in dem Campinghäuschen in Jesteburg gesehen, in dem er offenbar dauerhaft lebt, noch in den Redaktionsräumen von "Hinz&Kunzt".

Mit dem Verkauf des Hamburger Straßenmagazins hatte Frank Wittkopf seit mehr als zwei Jahren sein Geld verdient. Sein Stammplatz war am Mühlenkamp (Winterhude) - gut drei Kilometer vom Tatort entfernt.

"Hinz&Kunzt"-Sprecherin Isabel Schwartau sagt: "Die Idee eines öffentlichen Aufrufs kam von unseren Verkäufern. Viele von ihnen kennen ihn gut - und sie kannten ihn als ruhigen und hilfsbereiten Kollegen."

In dem Aufruf heißt es: "Frank, stell Dich! Wir, die ,Hinz&Kunzt'-Mitarbeiter, sind fassungslos über Deine Tat und können es immer noch nicht begreifen. Wir sind fest davon überzeugt, dass Du ein Unrechtbewusstsein hast. Sonst hätten wir nicht den anderen Frank kennenlernen können, der sich oft für andere eingesetzt hat."

Insbesondere denken die Mitarbeiter und Verkäufer des Magazins an die 58-Jährige, die vermutlich zufällig zum Opfer des Vergewaltigers wurde: "Frank, Deine Tat ist nicht wiedergutzumachen. Und wir haben tiefes Mitgefühl mit dem Opfer. Die Betroffene wird ein Leben lang unter den Folgen der Tat leiden. Der Einzige, der ihr ein kleines Stück Gerechtigkeit widerfahren lassen kann, bist Du. Indem Du Dich stellst und die Verantwortung übernimmst. Tu es!"

Der 45-jährige Frank Wittkopf hatte sich in der DNA-Kartei der Polizei befunden, weil er wegen Raubes sowie Waffen- und Drogenbesitzes vorbestraft ist. Bei der Tat hatte er sich mit einer Sturmhaube maskiert und mit einem Schlagstock bewaffnet.

Der Täter war durch die offene Balkontür in die Wohnung seines Opfers eingedrungen. Mit wenigen Euro Bargeld und der EC-Karte der 58-Jährigen flüchtete er in unbekannte Richtung. Zuvor sperrte er sein Opfer ins Badezimmer. Doch die 58-Jährige befreite sich und rief die Polizei. Die Sofortfahndung verlief erfolglos.

Auf einer auch gestern noch im Internet verfügbaren Facebook-Seite, die Frank Wittkopf offenbar betrieb, gibt sich der polizeilich Gesuchte als verträumter Gerechtigkeitskämpfer. Lediglich das Bild einer aggressiven Fratze lässt auf das Aggressionspotenzial schließen.

Frank Wittkopfs Arme und Hände weisen nach einem Gasunfall auf seinem Jesteburger Campingplatz große Brandnarben auf. Wer Hinweise auf den 45-Jährigen geben kann, sollte die Polizei unter der Hamburger Telefonnummer 42 86 56 789 informieren.