Billstedt. Die Bundespolizei hat eine professionelle Fahrkartenfälscherwerkstatt in Billstedt ausgehoben. Als die Beamten gestern Morgen auf Beschluss der Hamburger Staatsanwaltschaft die Wohnung von Saleem H., 43, durchsuchten, stießen sie unter anderem auf Original-Fahrkartenpapier des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV). Damit hätten mehr als 1000 Tickets gefälscht werden können, so die Bundespolizei. Außerdem entdeckten die Beamten mehrere gefälschte Einzelfahrkarten sowie professionelle Fälscherutensilien, darunter Thermopapierrollen, eine Lupe, Stempelvorlagen und Drucksätze. Woher Saleem H. die Blanko-Papierrollenabschnitte hat, sei jetzt Gegenstand der Ermittlungen, sagte Rüdiger Carstens, Sprecher der Bundespolizei. So werde unter anderem geprüft, ob das HVV-Papier aus Fahrkartenautomatenaufbrüchen stamme.

Auf die Spur von Saleem H. brachte die Beamten Lassad A., 37. Er war bereits im Januar mit 15 nachgemachten HVV-Fahrkarten im Hauptbahnhof festgenommen worden. Zeitgleich wurde gestern auch seine Wohnung in Schwerin durchsucht. "Dabei konnten wir umfangreiches Beweismaterial beschlagnahmen", sagte Carstens.

Die Männer fälschten HVV-Karten offenbar im großen Stil. Saleem H. soll die qualitativ hochwertigen Tickets selbst hergestellt oder beschafft haben. Seit Anfang Juni ermittelt die Bundespolizei gegen sie wegen des Verdachts der Urkundenfälschung, der Hehlerei sowie der Beihilfe zum Betrug.

Erst Mitte Juli hatte der HVV vor gefälschten Fahrkarten gewarnt, die zu günstigeren Preisen verkauft werden. Dabei handele es sich vor allem um nachgemachte "Schönes-Wochenende-Tickets" - hier sei die Gewinnspanne am höchsten, so Carstens. Gefälschte Tickets würden für rund 25 bis 30 Euro verkauft, eine reguläre Karte kostet 40 Euro. Wer ein gefälschtes Ticket bei einer Kontrolle vorzeigt, darf indes nicht mit Nachsicht der Prüfer rechnen: Die Käufer werden behandelt wie Schwarzfahrer, müssen 40 Euro Strafe zahlen.

Seit Ende November hat die Bundespolizei allein beim "Schönes-Wochenende-Ticket" 40 Fälschungsdelikte ermittelt. Der HVV will Fälschern künftig mit wechselnden Sicherheitsaufdrucken die Arbeit erschweren.