Doppeltes Fahndungsglück: Einbrecher führt Ermittler auf die Spur einer Marihuanazüchterin. Weiterer Drogenfund in Wilstorf.

Wilstorf/Jenfeld. Einmal war es fahnderischer Spürsinn, einmal die Unterstützung dreier Kleinkrimineller: Dienstagnachmittag und in der Nacht zu Mittwoch hat die Polizei zwei Hanfplantagen, die Mieter von Etagenwohnungen in ihren vier Wänden angelegt hatten, entdeckt.

Im ersten Fall - er spielt in der Baererstraße in Wilstorf - hatten Zivilfahnder bereits ihr Augenmerk auf die später durchsuchte Adresse geworfen. Als am Dienstagnachmittag ein junges Pärchen mit leerem Rucksack hineinging und mit gefülltem Gepäckstück wieder herauskam, schritten die Beamten zur Kontrolle: Sie entdeckten, wie sie bereits vermutet hatten, Marihuana und klingelten an der Wohnungstür des Mieters Martin W., 46. Der fühlte sich offenbar sicher. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft durchsuchten die Fahnder die Wohnung. Sie entdeckten - neben den erwarteten kleinen Portionsbeutelchen mit Marihuana - Erstaunliches: Martin W. hatte ein Zimmer seiner Wohnung verkleinert und eine Zwischenwand eingezogen.

Der abgetrennte Bereich schien keine Tür zu haben. Nur ein Schrank lehnte an der Wand. Die Beamten öffneten das Möbelstück - und sahen darin einen Durchgang, der den Weg ins Separee freigab. Darin befand sich die Hanfplantage des 46-Jährigen samt Bewässerungs- und Beleuchtungsanlage. 27 Pflanzen hatte der Mann dort sorgsam gehegt. Zum Teil waren sie bereits 1,30 Meter hoch. Der Wohnungsmieter und seine beiden Kunden wurden vorläufig festgenommen. Bei dem 24-Jährigen und seiner 21 Jahre alten Begleiterin wird noch geprüft, ob sie mit dem Marihuana handeln wollten oder es zum Eigenkonsum erwarben. Menge und Portionierung der bei ihnen gefundenen Drogen legen offenbar Ersteres nahe. Auf Martin W. wartet ein umfangreiches Strafverfahren.

Im zweiten Fall - er spielt am Zehlendorfer Weg in Jenfeld - hatten die Beamten ganz gewiss nicht damit gerechnet, am Einsatzort auf eine Hanfplantage zu stoßen. Gegen 2.20 Uhr war eine Streifenwagenbesatzung in das Jenfelder Wohngebiet gerufen worden, weil ein Anwohner verdächtige Geräusche bei seiner Nachbarin Carina S., 24, vernommen hatte. Er sah einen Mann vom Balkon springen, schilderte den Beamten seine Beobachtungen und beschrieb den mutmaßlichen Einbrecher. Die Beamten nahmen den jungen Mann und zwei Komplizen in Tatortnähe fest.

Wie in solchen Fällen üblich überprüften die Beamten nach der Festnahme den Tatort. Tatsächlich war in der Wohnung die Balkontür aufgehebelt worden, die Täter hatten offenbar mindestens ein Zimmer nach Wertgegenständen durchsucht: gewiss ein Schock für die junge Mieterin - die sich als Folge des Einbruchs nun aber auch mit einer Strafanzeige konfrontiert sieht. Denn neben Einbruchspuren fanden die Beamten auch bei ihr ungewöhnliche Zimmerpflanzen. Sie hatte ihr kleines Marihuana-Feld bereits abgeerntet, hoffte nun wohl auf Nachwuchs im wahren Wortsinn.

Damit ist sie nicht allein: Ermittler sehen bei Marihuana-Konsumenten einen Trend zur Selbstzucht, seit der klassische Weg, der Import aus den Niederlanden, strenger kontrolliert wird. Drogenhandel, darauf weist die Staatsanwaltschaft hin, ist indes kein Kavaliersdelikt: Sie kann mit bis zu 15 Jahren Haft geahndet werden.