In Fuhlsbüttel feuert ein 49-Jähriger durch die Haustür auf seine 44 Jahre alte Ex-Freundin, die dank eines Zufalls nur leicht verletzt wird.

Hamburg. Sie verschmähte seine Liebe. Sie wies seine Anträge ab, sie beantwortete seine Anrufe nicht. Und sie öffnete die Tür ihrer kleinen Wohnung nahe dem Flughafen nicht, wenn er unten an der Haustür stand und klingelte. Akram A., eine hübsche Frau mit langen schwarzen Haaren, wollte mit ihrem Ex-Freund nichts mehr zu tun haben. Doch Orhan B., Geschäftsmann aus dem Ostseebad Damp (Kreis Rendsburg-Eckernförde), konnte und wollte sich damit nicht abfinden.

In der Nacht von Freitag auf Sonnabend dreht er durch. Der 49-Jährige gibt mehrere Schüsse auf die fünf Jahre jüngere Frau ab. Seine Ex-Freundin wird dank eines unglaublichen Zufalls nur leicht verletzt. Orhan B. flüchtet und wird 14 Stunden später vom Mobilen Einsatzkommando (MEK) der Polizei überwältigt. Er muss sich jetzt wegen versuchter Tötung verantworten.

+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++

Mit welchem Vorsatz der vermögende Mann in der Nacht zu Sonnabend die Wohnung der 44-jährigen in einem ruhigen Wohnviertel am Junkersdamm in Fuhlsbüttel aufsuchte, ist noch nicht bekannt. Wollte er noch einmal das Gespräch mit ihr? Oder hatte Orhan B., der sich in seiner Ehre verletzt sah, bereits Pläne geschmiedet, ihr Gewalt anzutun?

In dieser Nacht hatte er mindestens zwei Waffen dabei: eine Gaspistole mit durchbohrtem Lauf, die er später auf seiner Flucht verliert, und die kleinkalibrige Tatwaffe, die die Polizei bislang nicht gefunden hat.

Eine halbe Stunde nach Mitternacht beginnt Orhan B. wie im Rausch gegen die Wohnungstür der 44-Jährigen auf dem Laubengang im ersten Stock des Wohnhauses zu schlagen und zu treten. Er rast vor Wut. Wieder hat ihm Akram A. einen Korb gegeben, weigert sich ihn zu heiraten. Diesmal lässt er sich nicht abspeisen. Nur eine Milchglasscheibe trennt die 44-Jährige von ihren Ex, auf den sie einredet. Der 49-Jährige wird immer wütender.

Plötzlich zieht Orhan B. die kleinkalibrige Waffe, zielt auf die verschwommene Silhouette seiner ehemaligen Freundin hinter dem Glas und drückt ab. Noch im letzten Moment versucht sie, sich von der Tür zu entfernen. Die Kugel durchschlägt die Scheibe und trifft Akram A. am Bauch.

Doch das Türglas hat die Energie des Geschosses gebremst. Die Frau erleidet ein schmerzhaftes, aber nicht lebensgefährliches Hämatom, einen Bluterguss. Schwerer verletzen sie die umherfliegenden Glassplitter, reißen die Haut an ihren Armen auf.

"Die Kombination aus Kleinkaliber und Dicke der Scheibe verhinderte schwerere, wenn nicht sogar tödliche Verletzungen", erklärt Polizeipressesprecher Andreas Schöpflin.

Zweimal noch drückt Orhan B. ab. Die Projektile treffen die Glastür zum Treppenhaus und die Scheibe des Schlafzimmerfensters. In seinem schwarzen Mercedes der S-Klasse flüchtet er in die Nacht.

Die Verletzte, die in der Nähe ihrer Wohnung ein Schneidergeschäft betreiben soll, alarmiert die Polizei. Die Fahnder durchsuchen noch in der Nacht Orhan B.s Wohnung in der feinen Ostseeresidenz am Yachthafen in Damp und zwei weitere in Hamburg. Dabei finden die Ermittler der Mordkommission eine weitere Gaspistole.

14 Stunden bleibt der Flüchtige unentdeckt. Dann sehen Personenfahnder seinen Mercedes S 320 vor der Wohnung einer weiteren Ex-Freundin am Stiefmütterchenweg in Bahrenfeld. Wenig später stürmen die Elitepolizisten des MEK die Wohnung und nehmen Orhan B. ohne Probleme fest.

Nach seiner Vernehmung im Polizeipräsidium in Alsterdorf wird der 49-Jährige am Sonntagnachmittag einem Haftrichter vorgeführt. Bis zum Prozess bleibt er in Untersuchungshaft.