Einige der Vorwürfe an Öner: Erpressung, Nötigung, Körperverletzung. Der Promoter frohlockt. “Die 120.000 Euro machen mir nichts.“

Hamburg. Mit einem Siegerlächeln tritt Ahmet Öner (38) vor die Kameras - obgleich er gerade erfahren hat, dass ihn das Amtsgericht voraussichtlich zu einer zur Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe zwischen 22 und 24 Monaten sowie zur Zahlung von 120.000 Euro als Auflage verurteilen wird. Beschlossen hinter verschlossenen Türen - eine geheime Verständigung zwischen den Prozessbeteiligten und dem Gericht nach Paragraf 257 c der Strafprozessordnung macht es möglich. 16 Straftaten, so die Anklage, soll Öner zwischen 2004 und 2008 begangen haben, darunter Erpressung, Nötigung, Körperverletzung. Doch der Promoter des Boxstalls Arena frohlockt. "Die 120.000 Euro machen mir nichts." Nur eins nerve ihn: deutsche Behörden. Um Konflikten aus dem Weg zu gehen, habe er seinen Wohnort von Hamburg nach Istanbul verlegt, wo er in einem schicken Hotel lebt.

Viel lieber plaudert er über seinen jüngsten Scoop: die Kooperation mit Sat.1. Der Sender wird Öners Box-Gala mit Steffen Kretschmann am 27. März übertragen - offenbar hält er daran fest. Sat.1-Sportchef Sven Froberg: "Für uns ist der Boxer entscheidend. Kretschmann ist die neue Schwergewichtshoffnung, wir glauben an ihn. Zu laufenden Prozessen äußern wir uns nicht."

Vor Gericht wirkte Öner noch leicht gelangweilt. Zehn Seiten umfasst die Anklageschrift, immer wieder taucht ein Name auf: Klaus-Peter Kohl. Dem Chef des konkurrierenden Boxstalls Universum ist Öner in herzlicher Abneigung verbunden. Mal soll er versucht haben, Kohl um 150.000 Euro zu erpressen. Dann drohte er ihm laut Anklage: Er werde ihn "erschießen", seinen Schwiegersohn in den "Rollstuhl schlagen".

Drohen, einschüchtern, zuschlagen - auch außerhalb der Box-Szene, die laut Öners Verteidiger "ihre eigene Sprache" habe, rastete er mehrfach aus. Als ihn ein Taxifahrer nicht zum Flughafen bringen konnte, habe Öner gleich den verbalen Schwinger ausgepackt: "Für einen solchen Spruch gibt's Kieferbruch." Vor den Wutanfällen auch nicht gefeit: sein eigener Banker, dem er eine Kopfnuss verpasst haben soll. Und ein Arzt, dessen Kopf er mit den Worten "Halt die Fresse, ihr seid alle so peinlich" gegen eine Wand gedonnert haben soll.

Seine drei handverlesenen Verteidiger verhandelten gestern mit dem Gericht über die Bedingungen des "Deals". Im Kern bedeutet das: Dafür, dass er alle Anklagepunkte einräumt, erhält Öner einen satten Bonus bei der Strafzumessung. Bleibt es bei der Absprache, verkündet der Richter am 11. Februar das Urteil.