Mordkommission prüft Tod eines 20-Jährigen im Strandbad Farmsen: Hat die Aufsicht Fehler gemacht?

Farmsen-Berne. Er war von Kopf bis Fuß durchtrainiert. Ein fitter junger Mann, der für den ehemaligen Oberligisten Oststeinbeker SV Fußball spielte. Obendrein galt der 20-jährige Niederländer als guter Schwimmer. Und doch ist Osei S. am Freitagnachmittag im Strandbad Farmsen ertrunken. Warum der junge Mann bei schönstem Badewetter untergegangen ist und warum er volle 50 Minuten am Grund des Sees lag, ist nach wie vor rätselhaft.

Die Polizei geht zwar von einem Unfall aus. Unklar ist aber, ob das Aufsichtspersonal seiner Sorgfaltspflicht in angemessener Weise nachgekommen ist und ob sich der Tod des 20-Jährigen hätte verhindern lassen können, wären die Verantwortlichen achtsamer gewesen. Badegäste hatten nach dem tödlichen Unfall berichtet, dass die zwei Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 31 und 65 Jahren zu spät auf die Hilferufe des Ertrinkenden reagierten.

Die Mordkommission ermittelt deshalb jetzt gegen zwei Rettungsschwimmer, eine Helferin und den Leiter des Bads wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung durch Unterlassen. Der tödliche Unfall ereignete sich am Freitag. Es ist 16 Uhr, als Osei S. mit drei Freunden in Richtung Mitte des Sees schwimmt. Das Gewässer misst an der tiefsten Stelle mehr als acht Meter. Plötzlich schreit der junge Mann um Hilfe, ruft "ich kriege keine Luft mehr." Dann geht er unter.

Zuerst suchen seine Freunde nach ihm. Als sie ihn nicht finden, alarmieren sie eine Bademeisterin, 31, die - möglicherweise viel zu spät - mit dem Boot zur Unglücksstelle fährt, hinter ihr her schwimmt ein Kollege, 65. Auch sie entdecken Osei S. nicht. Feuerwehrtauchern gelingt es, den leblosen Körper vom Grund des Sees zu bergen - da sind bereits 50 Minuten verstrichen. Mit einem Boot wird Osei S. ans Ufer gebracht, 20 Minuten kämpfen die Ärzte um sein Leben, doch für den Mann kommt jede Hilfe zu spät.

Es ist der zweite tödliche Badeunfall in nur zwei Monaten. Erst Ende Mai war eine 14-Jährige im Allermöher See ertrunken, ihre 15 Jahre alte Freundin lag zwei Wochen im Koma. Der Leichnam von Osei S. soll heute zur Klärung der Todesursache untersucht werden.

Im Januar war der 20-Jährige vom Kreisligisten VSG Stapelfeld zum Oststeinbeker SV gewechselt, dort trug er die Rückennummer 22. "Er war sehr freundlich und zuverlässig", sagt sein früherer Trainer Oliver Engler. Osei habe in seiner ganzen Jugend beim VSG Stapelfeld gespielt, stand kurz vor einer Rückkehr zu seinem alten Verein. Das Oddset-Pokalspiel gegen den TSV Reinbek hat sein Team gestern trotzdem ausgetragen. Engler: "Wenn er in unserer Mitte gestanden hätte, hätte er gesagt: Haut sie weg!"