Sockel rutscht am Neßdeich von Speziallaster und trifft Begleitwagen. Stundenlange Bergung und Straßensperrung. Fahrer hatte Glück.

Finkenwerder. Es sieht aus wie eine überdimensionale Conga-Trommel und wiegt etwa so viel wie ein Blauwal, das größte Lebewesen der Erde. Ein 146 Tonnen schweres Kranteil ist in der Nacht zu Donnerstag von einem Schwertransporter gestürzt und hat so stundenlang eine Straße in der Nähe des Airbus-Werks blockiert. Um 1.54 Uhr rutschte der Kranfuß in einer scharfen Kurve am Neßdeich plötzlich auf die Straße, die an dieser Stelle leicht abschüssig ist. Die Straße beim Airbus-Werk in Finkenwerder ist mittlerweile aber wieder frei.

Der Transporter war auf dem Weg von der Neuenfelder Maschinenfabrik zum Schiffsanleger von Airbus, wo er nach Shanghai weiterverladen werden sollte. Bei dem Unfall wurde ein Sicherungsfahrzeug, das den Transport gemeinsam mit einem Polizeiwagen begleitete, zerstört. Der tonnenschwere Koloss kippte gegen die Fahrerseite des Schutzwagens. Der Fahrer saß zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise nicht am Steuer. Er war nur kurz ausgestiegen, um den Transporter durch den Ampelbereich zu weisen. Das hat ihm möglicherweise das Leben gerettet. "In jedem Fall hat er großes Glück gehabt, dass er nicht schwer verletzt wurde", sagte ein Sprecher der Polizei. Auch die weiteren am Unfall beteiligten Personen blieben unverletzt.

+++ Holstenstraße noch bis Weihnachten gesperrt +++

Der Unfallort mit dem abgestürzten Kranfuß lockte den gesamten Tag lang immer wieder zahlreiche Touristen und Anwohner an, die den Koloss fotografieren wollten.

Während der Bergung mit drei Kränen kam es am Nachmittag zu weiteren Problemen. Einer der Kräne stieß bei den Arbeiten mit einem zweiten zusammen. Als zusätzliches Erschwernis entpuppte sich zudem die Beschaffung des Ersatztransporters. "Wir brauchten ein neues Spezialfahrzeug, und das musste erst zur Unfallstelle gebracht werden", teilte die Polizei mit. Der Schwertransporter, der weitere Teile des Krans zur Werft von Airbus brachte, musste zunächst entladen werden. Das dauerte länger als erwartet. Der Berufsverkehr wurde weiträumig umgeleitet. Erst in den späten Abendstunden hievten Bergungskräfte das Bauteil auf den neuen Transporter, um den Kranfuß zurück zum Hersteller zu bringen. Gegen 2.30 Uhr befand sich das Kranteil auf dem neuen Lkw.

Das Unglück führte gestern Morgen zu erheblichen Behinderungen im Berufsverkehr. Die Autos konnten zunächst auf einer Spur wechselseitig um die Unfallstelle herumgeführt werden. Ab 10 Uhr sperrte die Polizei dann die Strecke zwischen dem Neuenfelder Damm und dem Neßkatenweg für die Bergung. Das befürchtete Verkehrschaos blieb aber aus. "Wegen der Sperrung des Este-Sperrwerks fahren viele Berufspendler derzeit ohnehin weiträumig um das Airbus-Werk herum", sagte ein Sprecher der Verkehrsleitzentrale.

Eine Woche zuvor war es an der Brücke zwischen dem Cranzer und dem Neuenfelder Hauptdeich, einer weiteren Airbus-Anfahrtsstrecke, zu einem Defekt am 160 Tonnen schweren Sperrwerk gekommen. Im Untergrund der Brücke hatte sich vermutlich ein Gegenstand verkeilt und das Schleusentor und damit auch die Fahrbahn der Brücke nach oben gedrückt. Das Sperrwerk und die Straße bleiben möglicherweise noch bis Jahresende gesperrt.

Die Hafenbehörde HPA will heute Mittag erstmals mit Tauchern am Untergrund nach der Ursache suchen.

Auch der Grund für den gestrigen Schwertransporter-Unfall auf Finkenwerder ist noch unklar. "Die Vermutung ist, dass es einen Schaden am Transportfahrzeug gegeben hat", sagte der Polizeisprecher. Möglicherweise sei das Kranteil nicht genügend gesichert gewesen. Ob der Schaden an dem Fahrzeug zu dem Unfall geführt hat, müsse nun ein Gutachter untersuchen. Wie die Polizei berichtet, ist der Fahrer mit Schrittgeschwindigkeit in die Kurve gefahren, als sich die Zugmaschine aufbäumte und der Kranfuß vom Tieflader rutschte.

Neben dem Transporter, dem Bauteil und dem Begleitfahrzeug wurde auch die Straße erheblich beschädigt. Über die Schadenshöhe konnte die Polizei keine Angaben machen. Der Unfall ereignete sich genau an der Stelle am Rosengarten südlich von Airbus, an der die künftige Umgehungsstraße Finkenwerder beginnt.

Die Finkenwerder Straße soll im Juli kommenden Jahres eingeweiht werden. 5,5 Kilometer wird die Fahrbahn lang sein und die Autofahrer zwischen Finkenwerder und Neuenfelde entlangführen, die nicht bei Airbus arbeiten.