Eine junge Frau wurde im September 1983 tot in ihrer Wohnung in Bramfeld gefunden. Jetzt wurde ein 55-jähriger mutmaßlicher Täter festgenommen.

Hamburg. Fast drei Jahrzehnte schien es, als bliebe der Mord an einer 25-jährigen Datentypistin aus Hamburg ungesühnt. Jetzt hat eine neue Zeugenaussage Bewegung in den Fall aus Bramfeld und einen heute 55-Jährigen in Haft gebracht. Die Ermittler der Mordkommission halten den Mann aus Schleswig-Holstein für dringend tatverdächtig. Gerd G. wurde bereits vor fünf Tagen festgenommen, sitzt in Untersuchungshaft. Ein Geständnis hat er bislang nicht abgelegt.

An einem Herbsttag Ende September 1983 hatten Polizisten den Leichnam der jungen Frau entdeckt. Die Verlagsmitarbeiterin lag auf dem Fußboden ihres Wohnzimmers, war nur mit einem Morgenmantel bekleidet. Die Untersuchung am Institut für Rechtsmedizin ergab, dass Christine Sch. erwürgt worden war. Die Spuren vor Ort wiesen auf ein Sexualdelikt, möglicherweise war sie vergewaltigt worden.

Laut Polizei hatte die 25-Jährige an einem Montagabend kurz vor Mitternacht ihre Parterre-Wohnung verlassen, in der sie seit zwei Jahren lebte, und eine Diskothek besucht. Dort soll die 25-Jährige, die als sehr aufgeschlossen und kontaktfreudig galt, den Täter kennengelernt und ihn zu sich nach Hause genommen haben.

Der Verlobte der jungen Frau schied 1983 als Tatverdächtiger aus: Er saß wegen Bankraubs in Haft. Stattdessen rückte damals bereits Gerd G. in den Mittelpunkt der Ermittlungen, er war ein enger Bekannter der jungen Frau. Die Beweislage reichte jedoch nicht aus, um ihn zu überführen.

Auch ein erneuter Ermittlungsansatz wenige Jahre später, bei dem alten Spuren mittels DNA-Analyse neu nachgegangen wurde, führte noch nicht zum gewünschten Ermittlungserfolg. Der stellte sich erst jüngst ein. "Im Zusammenhang mit einem aktuellen Ermittlungsverfahren gegen den 55-Jährigen erhielt die Hamburger Mordkommission neue Erkenntnisse zu dem Tötungsdelikt aus dem Jahre 1983", erklärte eine Polizeisprecherin.

Aus ermittlungstaktischen Gründen wollten sich Polizei und Staatsanwaltschaft weder zum aktuellen Fall noch zur Identität des 55-Jährigen äußern. Wie das Abendblatt jedoch erfuhr, wurde gegen Gerd G. im Oktober dieses Jahres wegen eines versuchten Sexualdeliktes ermittelt. Zeugen, die von der Polizei vernommen wurden, sollen ihn auch mit dem Fall aus dem Jahr 1983 in Verbindung gebracht haben.