Der Förderschüler hatte einen selbst gebauten Böller entzündet

Alsterdorf. Mindestens drei Kinder sind gestern Nachmittag durch einen selbst gebastelten Sprengkörper teils schwer verletzt worden. Ein 14-Jähriger verlor bei der Explosion nahe der Robert-Koch-Förderschule an der Sengelmannstraße drei Finger und wird derzeit im Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Rahlstedt betreut. Umherfliegende Splitter rissen einem gleichaltrigen Freund ein Bein auf. Ein Zwölfjähriger klagte über starke Ohrenschmerzen. Über den Gesundheitszustand eines weiteren Kindes ist noch nichts bekannt. Es war nach der heftigen Detonation weggerannt.

Nach Angaben eines Polizeisprechers hatten die vier Kinder - die 14-Jährigen und die beiden zwei Jahre Jüngeren - am Mittag Fußball in der Sporthalle der Förderschule gespielt und waren gegen 13.30 Uhr gemeinsam zur Bushaltestelle Rathenaustraße gegangen. Dort zündete der später an den Händen schwer verletzte 14-Jährige den Böller - vermutlich ein Überraschungsei, gefüllt mit einer noch nicht identifizierten explosiven Substanz.

Laut Polizei legte der Junge die kleine Bombe auf den Boden des Wartehäuschens und entzündete die Lunte. Als das Ei zunächst nicht detonierte, soll er es leichtsinnigerweise mit der rechten Hand aufgehoben haben. Bei der folgenden Explosion wurden dem Jungen der Zeige- und der Mittelfinger abgerissen. Ein weiterer Finger wurde zur Hälfte abgesprengt.

Ein Lehrer der Förderschule leistete Erste Hilfe und versorgte die Schwerverletzten, bevor die Feuerwehr die Rathenaustraße erreichte. Durch den heftigen Knall alarmiert, war er als einer der Ersten zur Bushaltestelle gelaufen. Die Polizei, die zunächst einen Anschlag nicht ausschließen konnte, riegelte die Unglücksstelle ab und setzte Sprengstoffhunde ein. Nach Agenturangaben sollen auch Beamte des Staatsschutzes vor Ort ermittelt haben. Entschärfer des Landeskriminalamtes sicherten die Reste der kleinen Bombe, deren Inhalt in den kommenden Tagen analysiert werden soll.

Die Feuerwehr warnt regelmäßig vor den Gefahren selbst gebastelter Böller. Ein fast noch größeres Problem stellen jedoch sogenannte Polenböller da, die, zumeist aus Polen oder China illegal importiert, für schwerste Verletzungen verantwortlich sind. Die von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) nicht zertifizierten Sprengkörper enthalten wesentlich mehr Schwarzpulver als die üblichen Silvesterknaller und haben meist einen dicken Zementkern, dessen Splitter noch in mehreren Metern Entfernung gefährlich sind.