Staatsschutz ermittelt. Täter prangern Wohnungsnot an

Alsterdorf. Sie kamen mitten in der Nacht. Mit Farbe bewaffnet schlichen sie sich in die Straße. Ihr Ziel: das Haus in Alsterdorf, in dem Hamburgs Stadtentwicklungs- und Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD) lebt.

In der Nacht zu Montag haben Unbekannte einen Farbanschlag auf das rote Backsteinhaus und das Auto verübt, das im Carport der 56-Jährigen stand. Die Täter beschmierten die Eingangstür und den schwarzen Mercedes mit gelber Farbe. "Beamte einer Funkstreife bemerkten die Farbe um 2.55 Uhr", sagte Polizeisprecherin Ulrike Sweden. "Zudem hinterließen die Täter Zettel, auf denen sie Gentrifizierung und Vertreibung anprangern." Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Senatorin war zum Zeitpunkt der Tat nicht zu Hause. "Sie ist zurzeit im Urlaub", sagte Sweden.

Es ist nicht das erste Mal, dass Jutta Blankau Opfer eines Farbanschlags geworden ist. Bereits im Mai dieses Jahres hatten Unbekannte nachts Farbgläser gegen den Wagen, der im Carport des Hauses parkte, und den Eingangsbereich geschleudert. Die Senatorin war damals durch den Lärm wach geworden, schaute nach, bemerkte zunächst jedoch nichts. Erst am Morgen stellte Blankau fest, dass ihr blauer VW Beetle Cabrio mit grüner Farbe beschmiert worden war. Zudem hatten die Unbekannten zwei Reifen zerstochen. Bei der "taz" ging später eine Bekenner-E-Mail ein. Darin begründete eine unbekannte Gruppe die Tat mit der Wohnungsnot in Hamburg und warf der Senatorin die "Verhöhnung der Notlage der Wohnungssuchenden" vor.

Auch der SPD-Fraktionschef Falko Droßmann wurde erst vor wenigen Tagen Opfer anonymer Attacken. In der Nacht zu Donnerstag hatten Unbekannte die Windschutzscheibe seines Smarts eingeschlagen und die Wand des Hauses, in dem der Politiker in St. Georg lebt, beschmiert. Der Anschlag auf Droßmann hängt offenbar mit dem Zaun unter der Kersten-Miles-Brücke auf St. Pauli zusammen. Diesen hat Mitte-Bezirksamtschef Markus Schreiber (SPD) bereits vor anderthalb Wochen wieder abbauen lassen. Dennoch hatte es kurz darauf vor seinem Haus, das inzwischen nachts von der Polizei bewacht wird, eine Demonstration gegeben. Droßmann hatte sich, ebenso wie Schreiber, wiederholt für die Aufstellung des Zauns ausgesprochen.