Es war ein perfider Plan: Die Mitglieder einer Bande von Jungzuhältern wollten ihr 16 Jahre altes Opfer offenbar in Hamburg auf den Strich schicken.

Hamburg. Sie mussten wissen, dass die Polizei sie sucht. Doch verstecken wollten sie sich offenbar trotzdem nicht. In einem Schnellrestaurant im Hauptbahnhof hat die Polizei den 22-jährigen Georg J. und seinen sechs Jahre älteren mutmaßlichen Komplizen Sascha S. festgenommen. Sie werden verdächtigt, gemeinsam mit drei weiteren Männern eine 16-Jährige mehrfach vergewaltigt zu haben.

Vor allem Georg J. soll zudem versucht haben, das Mädchen auf den Strich zu schicken. Er hatte sich das Vertrauen seines Opfers erschlichen. Die 16-Jährige hielt den muskulösen, stiernackigen Hamburger für ihren Freund.

Wochen, vielleicht Monate ertrug die 16-Jährige die Demütigungen und die Gewalt der Clique um Georg J. Dessen Freunde Sascha S., Donny L., 22, Kevin S., 23, und Florian H., 24, sahen in der 16-Jährigen offenbar ihre Eintrittskarte in die Welt der Zuhälterei. Vor allem Georg J. soll immer wieder darauf gedrungen haben, dass das Mädchen auf den Strich gehe. Um den Widerstand der 16-Jährigen zu brechen, flößten ihr die Männer Alkohol und Medikamente ein. Schließlich offenbarte das Opfer sich seiner Mutter. Die erstattete Strafanzeige und brachte so die Ermittlungen gegen das Quintett ins Rollen. Sämtliche fünf mutmaßlichen Vergewaltiger sind bei der Polizei bestens bekannt. Georg J. hätte sich eigentlich auch gestern vor dem Amtsgericht Altona verantworten müssen. In dem Verfahren ging es um Beleidigung und Körperverletzung. Opfer war auch hier ein junges Mädchen: In einer Hotelbar soll J. sein Opfer massiv bedroht und mit Schimpfworten übelst beleidigt haben. Später, so steht es in der Anklage, habe der 22-Jährige dem Mädchen mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen und gegen den Oberschenkel getreten. Das Mädchen erlitt schwere Prellungen - offenbar, weil es nicht so wollte wie der Bodybuilder.

Dessen gleichaltriger Kumpel Danny L. und der 23-jährige Kevin S. - beide massiv vorbestraft - sollen über gute Kontakte ins Rotlichtmilieu verfügen. Zumindest einer von ihnen habe Verbindungen zu den Hells Angels, wie es aus Ermittlerkreisen heißt. Die in Hamburg verbotene Rockergruppe ist bekannt dafür, sich für die "schmutzigen Jobs" jüngerer, oft skrupelloser Männer zu bedienen, die auf dem Kiez in der Hierarchie aufsteigen wollen. Die Milieu-Ermittler der Kripo sind sich sicher, dass es sich bei den fünf Verdächtigen um ebensolche handelt. Da Kevin S. wegen anderer Taten bereits seit geraumer Zeit in Untersuchungshaft sitzt, ist der mutmaßliche Mittäter Florian H. nun das letzte verdächtige Bandenmitglied, das noch nicht in Haft ist.

Die Ermittler sind optimistisch, auch ihn in den nächsten Tagen fassen zu können. Parallel zur Fahndung beginnt bereits die Auswertung der sichergestellten Computer, Telefone und Smartphones. Die Beamten prüfen, ob es neben der 16-Jährigen, deren Fall zur Festnahme der mutmaßlichen Vergewaltiger führte, noch weitere Opfer gibt.

Ob die Tatverdächtigen Aussagen zu den Vorwürfen machen, ist bislang nicht bekannt. Die 16-Jährige ist in medizinischer und psychologischer Betreuung, um die Taten eines Tages verarbeiten zu können.