Eine Helferin wird beim Notruf 112 offenbar abgewiesen. Ob der Beamte trotzdem einen Rettungswagen geschickt hat, ist noch unklar.
Hamburg. Eine Frau bricht auf der Straße zusammen, bleibt reglos liegen. Als eine Passantin Hilfe über die Notrufnummer 112 rufen will, reagiert der Beamte in der Rettungsleitstelle abweisend, sogar unfreundlich. Irgendwann legt er auf und lässt die Anruferin sprachlos zurück. Offen bleibt, ob er einen Rettungswagen organisiert.
Dieser unglaubliche Fall soll Dienstagmittag einer Frau aus Rotherbaum passiert sein. Sie hat das Gespräch mit der Feuerwehr als Gedächtnisprotokoll in ihrem Blog veröffentlicht und damit große Empörung über die Feuerwehr ausgelöst. Ihre Webseite wurde seitdem bereits mehr als 9000 Mal aufgerufen, der Fall in den Medien zitiert.
Die Feuerwehr will den Fall untersuchen lassen, bevor sie sich dazu äußert. "Wir prüfen die Sache", sagt Sprecher Manfred Stahl. Zunächst sollen die Bänder abgehört werden, auf denen der Notruf mitgeschnitten wurde.
Das Gespräch soll damit begonnen haben, dass die Frau nach ihrem Standort gefragt wurde. Kein Problem, den Ort kennt jeder Hamburger, sollte man meinen: "An der Rückseite des Gruner+ Jahr-Gebäudes ist eine Frau zusammengebrochen. Sie bewegt sich nicht mehr." Der Beamte fragt nach dem Straßennamen. Sie kann ihn nicht nennen, präzisiert: "Hinter dem Gebäude. Auf der Wiese vor dem Michel." Der Feuerwehrmann gibt sich nicht zufrieden: "Welche Straße?" Ein Kollege der Frau rennt los, sucht ein Straßenschild.
Kurz darauf wird der Dialog konfus: "Fragen Sie sie, ob sie Hilfe benötigt", fordert der Beamte. Die Anruferin: "Die Frau ist nicht ansprechbar!" "Fragen Sie sie, ob sie Hilfe benötigt!" "Entschuldigung! Die Frau kann nicht sprechen. Sie liegt mit dem Gesicht auf dem Asphalt und rührt sich nicht! Ich bezweifle, dass sie gerade entscheiden kann, ob sie Hilfe benötigt." Der Beamte bleibt hart: "Sie kann das entscheiden. Fragen Sie sie, ob sie Hilfe benötigt." Obwohl die Gestürzte partout nicht zum Sprechen bewegt werden kann, fordert er die Anruferin später sogar noch auf, der Verletzten ihr Handy zu geben.
Ein Rettungswagen kommt erst 20 Minuten später, angeblich nachdem ein Sicherheitsmann ebenfalls den Notruf wählte. Zu der Bloggerin hat die Feuerwehr bereits Kontakt aufgenommen. "Ich werde keine Anzeige erstatten. Es geht mir nicht darum, jemandem zu schaden", sagt die Filmemacherin, deren Name nicht veröffentlicht werden soll. Sie erwarte allerdings, dass der Beamte Stellung beziehe und eventuell nachgeschult werde.
(dfe)