48-Jähriger soll einen Bekannten erschlagen haben, um ein betrügerisches Grundstücksgeschäft zu verschleiern.

Hamburg. Der Mann wirkte ungerührt, als er von der Begegnung mit dem reglosen Körper erzählte. Wie er hinter einem Heizöltank im Keller eines Abrisshauses in Lurup den Körper eines toten Mannes ertastet habe. Erst den Kopf und darüber eine Plastiktüte habe er gefühlt, sagte Sönke F. Dass es sich bei der Leiche um seinen 58-jährigen Bekannten handelte, habe er erst zwei Tage später von der Polizei erfahren.

Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft soll der 48-Jährige es jedoch selbst gewesen sein, der den 58-jährigen Uwe D. mit einem Gegenstand erschlug und in den Kellerraum schaffte. Wegen Mordes muss sich Sönke F. dafür seit gestern vor dem Hamburger Landgericht verantworten. Zum Prozessauftakt stritt er den Vorwurf jedoch ab. Der Tod des Mannes habe ihn überrascht, er habe zuvor noch nach dem Freund gesucht, sagte der Angeklagte.

Laut Staatsanwaltschaft wollte Sönke F. durch die Gewalttat ein betrügerisches Grundstücksgeschäft verschleiern: Rund drei Monate vor der Tat verkaufte der 48-Jährige das baufällige Einfamilienhaus des späteren Opfers. Mit einem gefälschten Personalausweis gab sich der Angeklagte für den Eigentümer aus und verlangte 125.000 Euro für das Grundstück. 45.000 Euro des Kaufpreises erhielt er in bar. Als der Käufer jedoch Verdacht schöpfte und im Oktober 2010 den Auszug des 58-Jährigen und die Übergabe des Grundstücks verlangte, soll der Angeklagte den rechtmäßigen Eigentümer im Kellerraum des Hauses erschlagen und die Leiche versteckt haben. Um die Gewalttat wie einen Selbstmord aussehen zu lassen, soll der Angeklagte seinem Opfer noch einen Strick um den Hals gelegt haben.

Rund drei Wochen später wurde der Getötete dort von Bauarbeitern entdeckt, die Sönke F. alarmierten. "Ich fühlte Kopf und Plastiktüte und Beine und sah, dass ich Blut an den Fingern hatte", sagte er vor Gericht. Einer Polizistin gegenüber hatte der 48-Jährige jedoch widersprüchliche Angaben gemacht. So war die Plastiktüte, die er an dem Toten ertastet haben will, laut Aussage der Beamtin zu dem Zeitpunkt nicht mehr auf dem Kopf des Opfers.

20 Jahre lang sei er mit dem 58-Jährigen befreundet gewesen, berichtete der Angeklagte zum Prozessauftakt. Er habe seinem Bekannten, der angeblich unter Depressionen und Alkoholsucht litt, bei Grundstücksgeschäften geholfen. So auch bei dem Verkauf des Hauses in Lurup, bei dem er sich für den 58-Jährigen ausgab. "Ein von Alkohol und Krankheit gezeichneter Mann, da macht doch der Notar nicht mit", begründete das der Angeklagte. Den Vorwurf des Betrugs und der Urkundenfälschung räumte er vor Gericht ein.

Der 48-Jährige ist kein unbeschriebenes Blatt: 14-mal wurde er wegen Diebstahls, Betrugs und Körperverletzung zu insgesamt mehr als zehn Jahren Haft verurteilt.