Ein 52-Jähriger muss 3600 Euro zahlen, weil er Mitarbeiter der Hamburger Hochbahnwache mit seinem Elektrorollstuhl attackierte.

St. Georg. Der Richter fällt ein ausgewogenes Urteil. Es belastet den einst drogensüchtigen und vielfach vorbestraften, aber seit 2005 straffreien und im Berufsleben stehenden Mann nicht über Gebühr. 3600 Euro Geldstrafe muss er zahlen, die Staatsanwältin hatte 5100 Euro gefordert. Auf einen Verteidiger hat der 52-Jährige indes verzichtet. Hans-Werner B. fühlt sich im Recht, so wie er sich im Recht fühlte, als er zwei Sicherheitsleute der Hochbahn mit seinem Rollstuhl attackierte und den Hitler-Gruß zeigte.

Nachdem ihm ein Betrunkener 1997 ins Auto gerast war, verlor Hans-Werner B. beide Beine und ist an den Rollstuhl gefesselt. Am 19. Dezember war der 52-Jährige in der U 3 unterwegs, am Hauptbahnhof wollte er aussteigen, doch weil die Bahn ein Stück zu weit gefahren war, konnte er nicht auf die Rampe am Bahnsteig auffahren. Der Fahrer wollte auf sein Bitten hin nicht zurücksetzen, da betätigte er den Nothalt. Auf dem Bahnsteig erwarteten ihn Mitarbeiter der Hochbahnwache. "Sie streiften sich Lederhandschuhe über", bedrohlich habe das auf ihn gewirkt, sagt er. "Einer sagte: Als Krüppel solltest du dich zu benehmen wissen." Da rastete Hans-Werner B. aus. Laut Anklage soll er mit seinem Elektro-Roller auf Sicherheitsmann Jürgen R., 58, zugefahren sein, gerade eben habe der noch ausweichen können. Dann habe Hans-Werner B. mit erhobenem rechten Arm "Heil Hitler!" gebrüllt. Vor Gericht legt der Angeklagte Wert auf die Feststellung: "Ich sagte: ,Sieg Heil, Herr Obersturmbannführer.'"

Im Gerichtssaal bedauert Hans-Werner B. nichts, noch immer ist der Dolmetscher tief gekränkt. "Ich lasse mich nicht als Krüppel bezeichnen, ich arbeite, zahle Steuern. So einen Ausdruck empfinde ich als faschistoid." Im Übrigen würde er jedes Mal wieder so handeln. Die Mitarbeiter der Hochbahnwache wollen sich an die Schmähung nicht erinnern. "Das liegt weit unter meinem Niveau", sagt Jürgen R. Der Richter will zwar nicht ausschließen, dass Hans-Werner R. beleidigt wurde. "Aber so dürfen Sie nicht reagieren."

Er werde häufig diskriminiert, sagt der FC-St.-Pauli-Fan. Als ihn ein HSV-Fan mit den Worten "So 'ne Scheiß-Zecke wie dich sollte man vergasen" beschimpfte, habe er ihm eine Ohrfeige verpasst. Deswegen steht er am Mittwoch vor Gericht.