Zwei Handgranaten in einem Barsbütteler Mercedes-Firmenwagen und auf einem in Jenfeld geparkten Porsche geben der Polizei Rätsel auf

Hamburg/Barsbüttel. Handelt es sich um eine unmissverständliche Warnung aus dem Milieu? Geht es um die Vorherrschaft über osteuropaweite Vertriebswege? Um Wirtschaftskriminalität? Dass die Täter Angst und Schrecken verbreiten wollten, steht jedenfalls fest, auch wenn die Ermittlungen der Kriminalpolizei noch ganz am Anfang stehen: Arbeiter eines Lastwagenteile-Zulieferers in Barsbüttel entdeckten gestern Morgen eine Eierhandgranate auf dem Armaturenbrett hinter der Windschutzscheibe der neuen S-Klasse-Limousine ihres Chefs.

Es sollte nicht der letzte Schrecken bleiben: Knapp eine Stunde später wurde eine zweite Handgranate gefunden, nicht im Kreis Stormarn, sondern in Jenfeld. Den Ring des Entsicherungsstifts auf einem Scheibenwischer aufgefädelt, lag der zweite Explosionskörper am Denksteinweg auf der Motorhaube eines Porsche 911 mit litauischem Kennzeichen. Wie die Ermittler anklingen ließen, die sich ansonsten absolut wortkarg gaben, soll es sich bei dem Porschebesitzer und dem Firmeninhaber um ein und dieselbe Person handeln: einen 43-Jährigen mit Wohnsitz in Barsbüttel.

Weder der 43-Jährige noch ein anderer Vertreter der Firma waren gestern zu erreichen. Warum er bedroht werden könnte, ist unbekannt. Wie aus der Firmenwebseite hervorgeht, vertreibt das Unternehmen mit Sitz an der Stemwarder Landstraße im Barsbütteler Ortsteil Willinghusen Lastwagen-Zubehör auch im osteuropäischen Raum. Verkaufsstellen und Vertriebspartner insbesondere in Russland werden dort vorgestellt. Informationen über die Betreiber der deutschen Firma fehlen.

Wie der Sprecher der zuständigen Polizeidirektion in Ratzeburg, Holger Meier, gestern mitteilte, soll es sich bei der in Barsbüttel gefundenen Handgranate um eine echte handeln, bei der aber der Zünder fehlte.

Sie hatte also einen Sprengsatz, war aber nicht scharf und hätte dem Finder nicht gefährlich werden können. Möglicherweise stammt sie aus alten Armeebeständen. An einen ähnlichen Vorfall im Zuständigkeitsbereich seiner Polizeidirektion kann sich Meier nicht erinnern.

Die Arbeiter hatten die Granate kurz vor 8 Uhr entdeckt. Zuvor war aufgefallen, dass es einen Einbruch in das Firmengebäude gegeben hatte. Die Angestellten durchsuchten daraufhin das Gelände und den vor dem Haupteingang abgestellten Luxuswagen. Der Mercedes war Polizeiangaben zufolge am Abend zuvor abgeschlossen worden, am Morgen waren die Türen jedoch entriegelt. Derjenige, der den Wagen öffnete und die Handgranate hineinlegte, muss also einen Schlüssel für den Wagen gehabt haben. Einbruchsspuren entdeckten die Ermittler nicht.

Der Kampfmittelräumdienst sperrte gestern Vormittag alle Straßen und evakuierte alle Gebäude im Umkreis von einem Kilometer um das Firmengelände. Erst nach mehr als fünf Stunden kehrte wieder Ruhe in Barsbüttel ein. Zusätzlich durchsuchte ein Dutzend Polizisten - unterstützt von drei Sprengstoffhunden - den Firmensitz, ohne weitere Sprengkörper zu finden.

Kurz nach dem explosiven Fund in Barsbüttel meldeten sich die Ermittler der Reinbeker Kriminalpolizei, die den Fall untersuchen, bei ihren Hamburger Kollegen und lotsten sie in den Denksteinweg in Jenfeld.

Ob es der Wagenhalter selbst war, der die Beamten auf seinen Porsche aufmerksam machte, oder welche anderen Informationen zu der zweiten Handgranate führten, ist unbekannt. In Hamburg machten sich daraufhin die Entschärfer vom Landeskriminalamt auf den Weg. Auch bei der zweiten Handgranate soll es sich um eine echte handeln. Ob sie scharf war oder ebenfalls keinen Zünder mehr enthielt, ist bislang nicht bekannt. Auch sie konnte ohne Probleme geborgen werden.