Reptilienliebhaber Dirk F. fasste offenbar in ein Terrarium, in dem eine extrem giftige südamerikanische Schlange lag. Er starb wenige Minuten später

Hamburg/Patergassen. Am Morgen war Dirk F. noch zu Gast in einer nahen Grundschule, um den Jungen und Mädchen seine Reptiliensammlung zu zeigen und ihnen die Faszination von Schlangen, Spinnen und Skorpionen nahezubringen. Am Abend biss eine südamerikanische Waldklapperschlange den Hamburger. Der 46-Jährige starb im Reptilienzoo Nockalm, wo er einen Freund besucht hatte - und wo er den tödlichen Biss in die Hand erlitten hatte.

Nach seiner Scheidung war der Reptilienliebhaber Dirk F. nach Österreich gezogen, um sich mit einer Wanderausstellung, die er in Schulen und Kindergärten präsentiert hatte, selbstständig zu machen. Sein Zuhause fand er im oberösterreichischen Vöcklabruck. Mit dem Betreiber des Reptilienzoos in Kärnten, Peter Zürcher, verband den Hamburger eine lange Freundschaft - und die Leidenschaft für Schlangen. Zwei Jahre unterstützte Dirk F. den Privatzoo-Betreiber. Später machte er bei ihm im Örtchen Patergassen Station, wenn er Aufträge von Schulen in der Nähe bekommen hatte. So war es auch am Mittwoch. Am Morgen präsentierte Dirk F. seine Tiere in einer Schule im Lavanttal, für Donnerstag war er in eine Grundschule in St. Gertraud eingeladen.

Was am Mittwochabend gegen 18.30 Uhr im Reptilienzoo Nockalm geschah, schilderte Peter Zürcher in österreichischen Medien so: "Ich war kurz aus dem Zimmer gegangen, um nach der Heizung zu schauen. Da hörte ich ihn plötzlich furchtbar schreien." Dirk sei zunächst noch ansprechbar gewesen, so Peter Zürcher weiter. "Doch nach kurzer Zeit kollabierte er vor mir. Ich habe noch versucht, die Wunde mit Wasser zu reinigen, das half aber alles nichts." Das Tier müsse ihm einen Hieb direkt in ein Blutgefäß verpasst haben, mutmaßt Zürcher. Bereits nach drei Minuten hatte Dirk F. sein Sprachvermögen verloren, nach wenigen weiteren Minuten trübte sich sein Bewusstsein ein. Die Bissmale fanden sich in der linken Hand zwischen Daumen und Zeigefinger. Als die Rettungskräfte, die Zürcher sofort alarmiert hatte, eintrafen, war der Hamburger schon nicht mehr ansprechbar. Ein Serum, das die Mediziner verabreichten, wirkte nicht. Eine Stunde versuchten die Notärzte das Leben des 46-Jährigen zu retten, dann mussten sie aufgeben.

Warum Dirk F. seine Hand überhaupt in das Terrarium, in dem die höchst giftige Schlange lag, streckte, ist bislang unklar. Womöglich wollte er die Fütterung fortsetzen, die Peter Zürcher kurz zuvor begonnen hatte. Die südamerikanische Wald- oder Schauer-Klapperschlange hatte blitzschnell zugebissen und ihr tödliches Gift in die Vene des Hamburgers gedrückt. Dass Dirk F. nicht um die Gefährlichkeit der südamerikanischen Schlange wusste, kann Zürcher ausschließen: "Er kennt sich doch aus, hat zwei Jahre hier zusammen mit mir gearbeitet." Er habe wissen müssen, dass die Waldklapperschlange aus Südamerika eine der giftigsten Schlangen der Welt ist, sagt Zürcher. Ihr Toxin enthält sowohl ein Nerven- als auch ein Gewebsgift. Gelangt das Gift der bis zu dreieinhalb Meter langen Klapperschlange in den Körper, wird das Herz-Kreislaufsystem so schnell und massiv geschädigt, dass Betroffene schon nach wenigen Minuten ohne Gegengift kaum noch eine Überlebenschance haben.

Dirk F. war vielen österreichischen Kindern bekannt. In den Schulen der Alpenrepublik präsentierte er ungefährliche Schlangen und andere Tiere, wie zum Beispiel Schildkröten. Die Kinder durften die Reptilien anfassen und streicheln, um ihre Scheu vor Schlangen und Spinnen abzulegen. In Deutschland hat Dirk F. zwei Kinder. Peter Z., der sich seit 30 Jahren mit Schlangen, Echsen und Krokodilen beschäftigt, ist traurig über den Tod seines Freundes: "Es ist für mich unbegreiflich", sagte er. "Wir hatten uns auf einen netten gemeinsamen Abend gefreut."