Unbekannte schleudern Steine und Farbe gegen Hintereingang des Gebäudes. Drei Täter sind auf der Flucht. Anschlag offenbar politisch motiviert.

Hamburg. Es dauerte nur wenige Sekunden. Dann waren mehrere Scheiben zerborsten, die Fassade blau verschmiert. Anwohner, die in der Nacht zu Montag durch das Klirren von Glasscheiben aufgeschreckt wurden, sahen nur noch drei dunkel gekleidete Personen aus der Wexstraße in der Innenstadt weglaufen. Diese hatten gerade mehrere Steine und mit Farbe gefüllte Gläser gegen den Hintereingang der Wirtschaftsbehörde geworfen. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur.

Um 2.35 Uhr meldeten die Anwohner den Vorfall bei der Polizei. Trotz einer Fahndung mit mehreren Peterwagenbesatzungen gelang den Tätern die Flucht. "Von den am Tatort beobachteten Personen kann nur gesagt werden, dass sie dunkle Kapuzenshirts und blaue Jeans getragen haben", sagt Polizeisprecherin Karina Sadowsky.

Allem Anschein nach handelt es sich um einen politisch motivierten Anschlag. Die Staatsschutzabteilung der Polizei hat die Ermittlungen übernommen. Deren Fahnder stellten am Tatort drei Steine, mit denen die Scheiben zerstört worden sind, sicher. Zudem sammelten sie zwei Zettel ein. Bei diesen handelt es sich laut Polizei nicht um Bekennerschreiben. Möglicherweise lagen diese dort nur zufällig. Laut Wirtschaftsbehörde, die den Anschlag nicht kommentierte, beträgt der Schaden mehrere Tausend Euro.

Bislang hat sich niemand zu der Tat bekannt. Bei den Tätern dürfte es sich um Linksextremisten handeln. Dafür spricht vor allem das Anschlagsziel. Frank Horch (parteilos) soll diese Woche in der Bürgerschaft zum Wirtschaftssenator gewählt werden. Der ehemalige Präses der Handelskammer gilt als konservativ. Gut möglich, dass die Täter dem neuen SPD-geführten Senat eine Botschaft senden wollten nach dem Motto: "Seht her, wir sind immer noch da."

In der Regel mobilisieren Linksextremisten mit derartigen Anschlägen ihren Protest zu bestimmten Ereignissen. Zuletzt wurden im vergangenen Oktober drei vergleichbare Taten verübt. Drei Wochen vor der Innenministerkonferenz warfen Unbekannte mit Farbe gefüllte Christbaumkugeln gegen das Wohnhaus des damaligen Innensenators Heino Vahldieck (CDU). Der damalige Chef der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, hatte einen zerstörten Wagen zu beklagen. In einem Bekennerbrief gaben die Täter außerdem zu, Böller in den Vorgarten des Hauses der Generalbundesanwältin Monika Harms geworfen zu haben. In dem Schreiben nahmen die Verfasser Bezug auf die von ihnen kritisierte Konferenz der Innenminister in Hamburg.

Anschläge dienen den Tätern aber auch als Reaktion auf bestimmte Ereignisse. Nachdem in Berlin ein Haus geräumt wurde, schmissen Unbekannte vor drei Wochen Steine gegen die Polizeiaußenstelle in Volksdorf. In einer Bekennung nahmen sie Bezug auf die Räumung und forderten einen Erhalt der Roten Flora. Deren Zukunft ist ungewiss.

Der aktuelle Fall dürfte damit allerdings nicht zusammenhängen, da die Wirtschaftsbehörde für die Rote Flora nicht zuständig ist. "Es könnte vielmehr so sein", sagt ein Beamter aus den Hamburger Sicherheitsbehörden, "dass die Täter dem neuen Wirtschaftssenator einfach mal eine Duftmarke hinterlassen wollten."