Eine 43-jährige Frau und ihr fünf Jahre altes Kind waren tot in ihrer Wohnung gefunden worden. Dringend tatverdächtig ist der Ehemann.

Pinneberg/Itzehoe. Nach dem Familiendrama mit zwei Toten in Pinneberg kommt der 41 Jahre alte mutmaßliche Täter in eine Psychiatrie. Mit einem Küchenmesser soll der Familienvater seine Frau und seinen Sohn getötet haben. Der Haftrichter erließ einen sogenannten Unterbringungsbefehl wegen Totschlags, teilte der Polizeisprecher Karl Brill mit. Der Mann habe die Tat möglicherweise „im Zustand der Schuldunfähigkeit oder verminderter Schuldfähigkeit“ begangen, die Hintergründe sind allerdings immernoch rätselhaft.

„Eine richtige Motivlage haben wir immer noch nicht“, sagte Brill. Der 41-Jährige, der aus Rumänien stammt, habe sich zwar beim Haftrichter geäußert: „Es gab Kommunikation über einen Dolmetscher – nicht für Gebärdensprache, sondern für seine Landessprache.“ Über den Inhalt der Aussage wollte Brill allerdings keine Angaben machen. So blieb auch unklar, ob der Mann ein Geständnis abgelegt hat. Der Tatablauf jedoch sei auch nach seiner Aussage beim Haftrichter nicht klarer geworden, sagte der Sprecher. „Die Polizei wird nun den „Background“ ermitteln.“ So wollen die Beamten unter anderem Nachbarn, Familienangehörige und Kollegen befragen.

Die Verständigung mit dem 41-Jährigen sei schwierig, weil er hörgeschädigt sei, berichtete Brill. „Er hat nur eine geringe Hörleistung, ist aber nicht taub.“ Ob der Mann schon vor der Familientragödie psychisch auffällig war, konnte der Polizeisprecher nicht sagen. Der 41-Jährige war am Sonntag auf der Polizeiwache in Pinneberg erschienen und hatte erklärt, in seiner Wohnung seien zwei Leichen. Die Beamten entdeckten dort tatsächlich zwei Tote – die 43 Jahre alte Ehefrau und den fünfjährigen Sohn. Eine Obduktion der Leichen ergab, dass beide erstochen wurden. „Todesursächlich waren Messerstiche“, berichtete Brill. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte die Familie gemeinsam in der Wohnung in Pinneberg gelebt.

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In einer Wohnung an der Oberst-von-Stauffenberg-Straße in Pinneberg hat die Polizei am Sonntag eine 43-jährige Frau und deren fünfjährigen Sohn tot aufgefunden. Nach Angaben von Karl Brill, dem Sprecher der Itzehoer Mordkommission, hat sich "eine Familientragödie" in der Zweieinhalbzimmerwohnung ereignet. Als dringend tatverdächtig gilt der Ehemann, ein 41 Jahre alter Rumäne.

Der mutmaßliche Täter hatte selbst die Polizei benachrichtigt. Gegen 13.45 Uhr betrat der Mann die Pinneberger Polizeiwache an der Elmshorner Straße und teilte den Beamten mit, in seiner Wohnung an der Oberst-von-Stauffenberg-Straße 44 lägen zwei tote Personen. Die Beamten suchten den Tatort auf und entdeckten in der Erdgeschosswohnung die Leichen der Ehefrau des Rumänen sowie deren fünfjährigen Sohn.

Der Mann wurde noch auf der Revierwache festgenommen. Die Ermittlungen der Mordkommission dauern an. Die Polizei machte keine Angaben über die Art und Weise, wie die Mutter, eine Deutsche, und der Sohn ums Leben gekommen sind. Unklar ist außerdem, ob der Ehemann auch der Vater des Kindes ist.

Am Nachmittag traf Klaus Püschel, Leiter der Hamburger Gerichtsmedizin, am Tatort ein, um die ersten Untersuchungen der beiden Toten einzuleiten. Der Kreis Pinneberg zählt länderübergreifend zum Einsatzgebiet des Mediziners. Püschel, der im Gerichtsmedizinischen Institut am Sonntag mit einer Ausarbeitung über Moorleichen beschäftigt war, wollte ebenso wie die Polizei keine weiteren Angaben über die Todesursache machen. Am Nachmittag wurden die Opfer abtransportiert und für weitere Untersuchungen in die Hamburger Gerichtsmedizin gebracht. Auch über ein mögliches Motiv für die Bluttat gab es gestern von der Polizei noch keine Angaben. Einzelheiten sollen erst heute mitgeteilt werden.

Nachbarn berichten, der Rumäne und seine Frau seien taubstumm oder zumindest stark hörbehindert und könnten sich nur mit Gebärdensprache verständigen. Der Junge habe dagegen nicht unter diesen Behinderungen gelitten. In der Nachbarschaft gab es kaum Kontakt zu den Opfern. Angeblich soll der Mann von seiner Familie getrennt gelebt haben. Die Mordkommission wollte sich auch dazu am Sonntag nicht äußern.

Die Mehrfamilienhaussiedlung im Herzen Pinnebergs war 1961 von der Neuen Heimat errichtet und vermietet worden. Später wurden die Immobilien als Eigentumswohnungen verkauft. Die Mutter der Getöteten hatte die Wohnung an ihre Tochter vermietet.

Mit Material von dapd und dpa