Zehn lange Minuten Herzdruckmassage und Beatmung retteten Gottfried Jamborek das Leben - Irina Schifner, 22, hat alles richtig gemacht.

Wandsbek. Es ist ein tränenreiches Wiedersehen. Irina Schifner, 22, steht mit einem Blumenstrauß in der Asklepios-Klinik Wandsbek. Die Tür geht auf und Gottfried Jamborek, 71, wird in einem Rollstuhl hereingeschoben. Beiden schießen sofort Tränen in die Augen. Doch dies ist kein Treffen zwischen Enkelin und Großvater, sondern zwischen Lebensretterin und Gerettetem.

Die Wege der beiden kreuzen sich erstmals Ende Januar: Jamborek wartet an der Station Steinfurther Allee auf seine U-Bahn. Zehn Meter von ihm entfernt steht Schifner. Plötzlich kippt der alte Mann um, schlägt mit dem Gesicht auf dem Boden auf und bleibt bewusstlos liegen. Eine Herzattacke "Ich bin sofort zu ihm hin, und mir war klar, die Lage ist ernst ", sagt Schifner. Sie beginnt ohne Zögern mit Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung. Parallel fordert sie die Umstehenden auf, den Notarzt zu alarmieren. "Das war alles irre anstrengend und ich hab gar kein Gefühl dafür, wie lange ich das gemacht habe", sagt Schifner.

"Es waren gut zehn Minuten", antwortet Dr. Sebastian Kopp, der als Notarzt vor Ort war. "So lange hat der Rettungswagen nämlich gebraucht." In dieser Zeit hielt Schifner Jamboreks Körper am Laufen. "Dem Gehirn bleiben in einem solchen Fall nur drei Minuten", sagt Oberarzt Dr. Torsten Wilde. Danach ist der Patient entweder tot oder die Schäden sind so enorm, dass ein normales Leben nicht mehr möglich ist. Der Arzt lobt den Mut der jungen Frau, obwohl sie Angst hatte, Jamborek zu verletzen. "Gebrochene Rippen und Schäden an der Lunge können wir wieder in Ordnung bringen, das Gehirn nicht", sagt er. Deswegen solle man lieber sofort halb richtig handeln, als zu spät perfekt zu helfen. "Ich habe mir gedacht, mehr als sterben kann er ja nicht, und dann hab ich es wenigstens probiert", sagt Schifner. Jamborek selbst kann sich an den Vorfall nicht erinnern. "Aber ich bin froh, dass sie geholfen und mich gerettet hat", sagt er und tätschelt ihren Arm. "Das ist ja nicht gang und gäbe in dieser Zeit."