Wilhelmsburg. Sahin T. hatte offenbar keine Lust, sich selbst die Finger schmutzig zu machen: Trotzdem kam das Landeskriminalamt (LKA) ihm auf die Schliche: Der 16-Jährige, so ermittelte die Kripo, koordinierte als Chef einer Räuberbande zahlreiche Komplizen. Er gab ihnen Waffen und Tarnkleidung und sagte ihnen, wo Geld zu holen sei. Selbst ging Sahin T. den Ermittlungen zufolge nie mit auf Beutezug. Wie auch sechs seiner Handlanger sitzt der mutmaßliche Bandenanführer nun in Untersuchungshaft.

Die Taten der jugendlichen Räuber liefen stets nach gleichem Muster ab: Zwei bis drei Täter stürmten bewaffnet und mit Kapuzenpullovern getarnt in ein Geschäft. Sie bedrohten das anwesende Personal, ließen sich Bargeld und anderes Stehlenswertes einpacken. Dann flüchteten die Täter ebenso schnell, wie sie gekommen waren. Nach den Taten trafen sie sich in der Wohnung von Sahin T. in Wilhelmsburg. Dort organisierte der 16-Jährige, unterstützt von "Vizechef" Hashim M., ebenfalls 16, die Verteilung der Beute.

Sahin T. ist bereits seit langer Zeit als Vielfachstraftäter bekannt. In seiner Akte befinden sich Einträge wegen Urkundenfälschung, Körperverletzung, Raub, Diebstahl und anderen Delikten. Der Bande, die für ihn Raube beging, gehörten 15- bis 18-jährige Jugendliche aus Wilhelmsburg, Neugraben und Wilstorf an. Ihnen werden Überfälle auf Spielhallen, Tankstellen und Drogerien in Bramfeld, Wilhelmsburg, Hamm, Hammerbrook und Harburg vorgeworfen. Insgesamt erbeuteten die jungen Täter mehr als 2000 Euro Bargeld.

In mindestens einem der Fälle gab einer der Jugendlichen Schüsse aus einer Schreckschusspistole ab, in anderen Fällen hatten die Täter sich mit Messern und Eisenstangen bewaffnet. Die zehn Taten, die die Polizei der Gruppe bislang zuordnen kann, ereigneten sich nach Angaben von Polizeisprecher Holger Vehren zwischen dem 30. November 2010 und dem 22. Januar. Nach der letzten Tat waren die Beteiligten gefasst worden.

Sahin T. war schon einmal festgenommen worden: Nach einem Überfall an der Pappelallee fasste ihn das MEK. Der Jugendrichter, der den Fall zusammen mit anderen Taten, die T. zur Last gelegt wurden, verhandelte, verhängte eineinhalb Jahre Haft auf Bewährung.