76-Jähriger löste Brand wohl mit Zigarette aus. Jährlich 20 tote Heimbewohner durch Flammen

Billstedt. Das Rauchen in den Zimmern der Senioren-Wohnanlage Mümmelmannsberg ist verboten - trotzdem griff, so vermuten Ermittler, Wolfgang J., 76, am Freitagmorgen um 5.30 Uhr zu der Schachtel auf seinem Schreibtisch und zündete sich eine Zigarette an. Ob er dann wieder einschlief oder ohnmächtig wurde, ist nicht bekannt. Die Zigarette fiel auf die Bettdecke, setzte sie in Brand. Wolfgang J. verbrannte. 20 Mitbewohner der Wohnanlage mussten am frühen Morgen ihre Zimmer verlassen, zwei Seniorinnen kamen ins Krankenhaus.

Zwar schlug der Rauchmelder im Zimmer des Rentners sofort an - doch sein Leben war nicht mehr zu retten. Wolfgang J. konnte nur noch tot aus seinem Zimmer im 1. Stock geborgen werden. Eine Nachbarin erlitt eine leichte Rauchvergiftung, einer weiteren Bewohnerin versagte bei der Aufregung am frühen Morgen der Kreislauf. Sie lag am Freitagabend noch im Krankenhaus.

"Das Zimmer, in dem das Feuer ausbrach, ist vollkommen ausgebrannt", sagte Feuerwehrsprecher Manfred Stahl. Drei weitere Seniorenappartements der Anlage an der Oskar-Schlemmer-Straße, mitten in der kleinen Mümmelmannsberger Geschäftspassage, sind bis auf Weiteres unbewohnbar. Michael Ahrens, Sprecher der für die Wohnanlage zuständigen Saga/GWG, sagte: "Der Rauchmelder hat zeitgleich eine Pflegerin und die Feuerwehr in Alarm versetzt. Dies geschieht automatisch. Trotzdem ist es leider zu diesem tragischen Unglück gekommen." Die Flammen hatten sich zu schnell ausgebreitet. Wolfgang J. war nicht mehr in der Lage zu flüchten.

"Der Brand in dem Pflegeheim in Billstedt macht deutlich: Der Brandschutz in Alten- und Pflegeheimen ist mangelhaft", stellt der Geschäftsführende Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz-Stiftung, Eugen Brysch, fest. Pro Jahr sterben nach seinen Angaben in Deutschland etwa 20 Menschen aufgrund von Bränden in Pflegeheimen." Viele dieser Todesfälle könnten mit einem besseren Brandschutz vermieden werden", sagt Brysch. Die Patientenschützer fordern bundesweit einheitliche Regeln, denn zurzeit herrscht, so Brysch "in dieser Frage Kleinstaaterei". Jedes Bundesland hat seine eigenen Regeln für den Brandschutz in Pflegeheimen. Von zentraler Bedeutung ist für Brysch auch eine bessere Personalausstattung: "In jeder Abteilung müssen auch nachts zwei Pfleger arbeiten."

Innerhalb einer Übergangsfrist von fünf Jahren müssten, so die Forderung des Stiftungschefs, alle Pflegeheime mit Sprinkleranlagen ausgestattet sein, die den gesamten Sicherheitsbereich abdecken." Es kann nicht sein, dass Sachwerte in Deutschland besser geschützt sind als alte Menschen", sagt Brysch.

Brandermittler der Kripo haben die Ermittlungen in dem Fall aus Mümmelmannsberg übernommen. Die von dem Feuer mittelbar betroffenen Bewohner des Seniorenheims werden zunächst in anderen Zimmern untergebracht. Die Heimleitung wollte sich zu dem Vorfall nicht äußern.