Ondrej S. nannte sich Andreas Ferraro und ergaunerte vornehmlich bei älteren Damen viel Geld

Mümmelmannsberg. Andreas Ferraro hat ausgeflirtet. Staatsanwaltschaft und Polizei haben dem Mann, der sich seit Jahren in Hamburg als angeblich millionenschwerer Diamantenschleifer an ältere Damen heranmacht, um sie wenig später um ihr Erspartes zu erleichtern (wir berichteten), einen Haftbefehl wegen gewerbsmäßigen Betruges vorgelegt. Nach ihrer Ansicht ist er ein Liebesschwindler, der seit Jahren Frauen in ganz Deutschland betrügt.

Andreas Ferraro heißt im wahren Leben Ondrej S. Er ist kein millionenschwerer Diamantenschleifer italienischer Abstammung, sondern ein Arbeitsloser aus Mümmelmannsberg. Mindestens sieben Frauen erleichterte er laut jüngsten Ermittlungen um insgesamt mehr als 160 000 Euro. Die Damen meldeten sich bei der Kripo, nachdem eines der Opfer im Abendblatt seine Geschichte erzählt hatte. Birgit Kaufmann, 65, hatte sich wie viele andere Frauen in den scheinbar perfekten Gentleman verliebt, dann aber nicht so schnell Geld auftreiben können, wie "der Andreas" es gern gehabt hätte. Die Masche des Betrügers war wohlüberlegt: Auf Festen wie dem Stuttgarter Weindorf sprach er ältere, augenscheinlich wohlhabende Damen an. Der elegant gekleidete Herr spendierte einen Drink, gab sich ansonsten aber zurückhaltend. Meist trat Ferraro in Begleitung eines jüngeren Kollegen auf. Den jungen Mann, angeblich ebenfalls italienischer Diamantenhändler, nannte er höchst kreativ "Caruso Gucci". Im Laufe des Abends guckte sich der 61-Jährige das vermeintlich beste Opfer aus - und bat es dann um eine Verabredung am kommenden Tag. Zum Dinner erschien er mit Rosen, Rolex und Mercedes. Ohne viele Worte über seinen Reichtum zu verlieren. Allenfalls als Zeuginnen der Telefonate, die Ferraro angeblich ständig zu führen hatte, wurde den Damen bewusst, dass sie es hier mit einem finanziell potenten Geschäftsmann zu tun hatten. Nach wenigen Tagen erfand Andreas Ferraro eine haarsträubende Geschichte. Er sei in Not, eine Diamantenlieferung aus Südafrika hänge am Flughafen fest, er brauche dringend Geld, natürlich nur für ganz kurze Zeit. Zahlten die Damen, war der perfekte Gentleman weg. Zahlten sie nicht, ebenfalls.

Polizeisprecherin Christiane Leven erklärt: "Wir hatten Kenntnis von mehreren Fällen, in denen die Betrügereien im Versuchsstadium geblieben sind. Wie bei Frau Kaufmann. Nachdem sie ihre Geschichte öffentlich gemacht hatte, erhielten wir immer mehr Anrufe." Nicht alle wollen im Prozess als Zeuginnen aussagen. Doch in der kleinen Wohnung des angeblichen Millionärs entdeckten die Fahnder diverse Beweismittel, unter anderem mehrere in Tüten verpackte Handys und Telefonlisten. Auch "Caruso Gucci" wird sich vor Gericht verantworten müssen. Sein echter Name ist schmucklos: Sascha W.