Der letzte Fahrgast hatte die Frau überfallen. Sie kam erst am Morgen wieder zu sich

Hamburg. Mehr als fünf Stunden fehlen in den Erinnerungen der Busfahrerin. Fünf Stunden, in denen ein abscheuliches Verbrechen geschah, glaubt die Polizei, die mit Hochdruck nach einem knapp 45-Jährigen fahndet - dem letzten Fahrgast eines Schnellbusses der Linie 900. Er soll die Frau am späten Montagabend auf der Bundesstraße B 208 bei Ratzeburg in dem Linienbus entführt, betäubt und missbraucht haben. Die Frau, deren Identität die Polizei zum Schutz des Opfers geheim hält, kam erst am Dienstagmorgen wieder zu Bewusstsein.

Die Angestellt des Busunternehmens Dahmetal hatte ihre Tour am späten Nachmittag in Wandsbek begonnen. Gegen 20.20 Uhr erreichte sie ihre letzte Haltestelle an der Bahnhofsallee in Ratzeburg, wo noch ein Mann ausstieg. In dem Glauben, dass niemand mehr in dem Bus sei, steuerte sie das Busdepot im 15 Kilometer entfernten Kastorf an. Als sie jedoch auf der B 208 kurz hinter dem Gewerbegebiet West die Unterführung der B 207 passierte, kam ein maskierter Mann aus dem Heck des Busses auf die verängstigte Fahrerin zu und bedrohte sie mit einem Messer.

Wie das Opfer aussagte, zwang sie der Täter kurz vor Berkenthin von der Bundesstraße auf eine Landstraße abzufahren. Er lotste sie in einer knapp 20-minütigen Tour über die Gemeinden Hollenbek, Behlendorf, Gretenberge und Marienwohlde nach Mölln-Nord, wo sie den Linienbus in einer Haltebucht zum Stehen bringen musste. An der Busweiche soll er sie dann gezwungen haben, eine unbekannte Flüssigkeit zu trinken, kurz darauf verlor sie ihr Bewusstsein. Als sie um 2 Uhr am frühen Dienstagmorgen wieder zu sich kam, stand der Bus nicht mehr in Mölln-Nord, sondern an einer Haltestelle an der Bundesstraße in Alt-Mölln.

Der Täter hat dunkles kurzes, nicht volles Haar, einen leichten Schnurrbartansatz und eine Narbe unter der linken Augenbraue. Er trug eine schwarze Lederjacke, eine dunkle Hose und möglicherweise eine Maske mit Sehschlitzen. Da der Bus nicht mit Überwachungskameras ausgestattet ist, gibt es keine Bilder von der Tat. Die Polizei bittet Augenzeugen, die den Bus zwischen 21 und 2 Uhr gesehen haben, sich unter Tel. 04541/80 90 zu melden. Insbesondere sucht sie den Fahrgast, der an der letzten Haltestelle an der Bahnhofsallee ausstieg.