Streit zwischen einer 25-Jährigen und der Mutter ihres Verlobten eskalierte im Seniorenwohnheim

Wandsbek. Die 25-Jährige, einst heroinsüchtig, nun in Therapie, hat einiges erlebt. Das Leben hat Spuren hinterlassen, ihre Stimme klingt knarzig.

Sie war aber auch nicht einfach. Neun Einträge im Bundeszentralregister hat die Frau mit dem imposanten Haarzopf und dem explosiven Temperament gesammelt, sie stand schon mal wegen Körperverletzung vor Gericht.

Das jüngste Prügel-Opfer von Frau O. ist Frau N., ihre Schwiegermutter in spe. Sie hat die gebrechliche Seniorin laut Anklage gebissen, geschlagen und an den Haaren aus der Wohnung geschleift. Gestern befasste sich das Amtsgericht Wandsbek mit dem Fall. Auslöser der handfesten Auseinandersetzung: drei Briefe, die bei Frau N. lagen, der Mutter ihres Verlobten. Dokumente, die er dringend benötigte. Weil ihr Verlobter Hausverbot hatte bei seiner Mutter, wollte Martina O. am 17. Dezember für ihn die Briefe abholen - doch die alte Dame stellte sich quer. Vor der Tür der 70-Jährigen, die damals in einer Rahlstedter Seniorenwohnung lebte, sei der Streit rasch eskaliert.

Über ihren Verteidiger räumt die Angeklagte Schläge und Bisse ein. Doch ganz unschuldig sei die alte Dame nicht gewesen, die sie am Arm und an den Haaren gezogen habe. Weil sie, die Asthmatikerin, bei der Rangelei plötzlich keine Luft mehr bekommen habe, habe sie aus Verzweiflung in die Hand der Seniorin gebissen. "Halten Sie das für eine angemessene Art?", fragt der Richter. "Ihr Opfer war Ihnen schon wegen seines Alters nicht gewachsen." Inzwischen scheinen sich die Wogen aber geglättet zu haben: "Sie wohnt jetzt meist bei uns", sagt Martina O.

Die Versöhnung wertet der Richter strafmildernd und verurteilt die Hartz-IV-Empfängerin zu einer Strafe von 630 Euro. Aktuell steht sie wegen einer früheren Tat unter Bewährung. Der Richter: "Wenn Sie sich noch etwas zuschulden kommen lassen, wird es eng, dann gibt es eine Freiheitsstrafe."