Drei Männer sollen sich an einer Frau vergangen haben, als diese sich nicht wehren konnte. Das Opfer bricht vor der Zeugenvernehmung zusammen

Neustadt. An eine Aussage ist nicht zu denken, Lara Schulz (Name geändert) hat nicht die Kraft, ihren Peinigern in die Augen zu blicken. Jenen drei Männern, die sich an ihr vergangen haben sollen, als sie sich nicht wehren konnte. Kurz vor ihrer Vernehmung bricht die 24-Jährige in einem Zeugenzimmer des Landgerichts zusammen.

Der mutmaßliche Haupttäter ist ein Mann mit roten Flecken im Gesicht, zappeligen Beinen, aber erstaunlich fester Stimme und keck hochgerecktem Kinn. Ein Mehrfachtäter, in jungen Jahren hochdelinquent, inzwischen nach eigener Aussage alkoholabhängig. Die Staatsanwaltschaft wirft Christian T. und seinem Freund Graciano W., 23, vor, den volltrunkenen Zustand der jungen Frau ausgenutzt und sie sexuell missbraucht zu haben. Der wegen Beihilfe angeklagte Lucasz W., 27, soll die Übergriffe unterstützt haben. Außerdem soll sich Christian T. im Mai dieses Jahres in einem gleich gelagerten Fall an einer 21-Jährigen vergangen und sie dann noch bestohlen haben.

Die Beweisaufnahme gestaltet sich schwierig, denn einzig Christian T. lässt sich ein, erzählt, was sich am 9. August 2008 in seiner Wohnung an der Großen Bergstraße abgespielt haben soll: Nach Mitternacht habe ihn Lucasz W. angerufen - sein Bruder Graciano und er hätten in der Diskothek Passion ein Mädchen "klargemacht", eine "geile Alte", sie würden vorbeikommen. Christian T. erwartete eine Ménage-à-trois, zumal er und die Brüder in dieser Konstellation schon häufiger Sex mit Frauen gehabt hätten. Es sei reichlich Alkohol geflossen in jener Nacht in seiner Wohnung. Die Jungs tranken Sambuca, die junge Frau Lakritzschnaps. Sie hätten geredet, gescherzt, sich in albernen Posen mit dem Handy gefilmt. Lara Schulz habe sich auf die Situation eingelassen. "Sie wollte auch ihren Spaß", sagt Christian T. Schließlich habe er mit ihr "allein und einvernehmlich" Sex gehabt.

Das hatte er bei seiner Vernehmung vor dem Haftrichter im November 2009 ganz anders dargestellt. Da hatte er die Beteiligung aller drei Angeklagten eingeräumt. Lucasz W., so schilderte er es damals, habe Lara Schulz die Hose heruntergezogen, er und Graciano hätten dann Sex mit ihr gehabt. "Das Mädchen war so breit, dass es nichts mehr mitbekommen hat", zitiert der Richter aus dem Vernehmungsprotokoll. Doch diese Aussage widerruft Christian T.: Damals habe er die anderen Jungs "mit reingezogen", weil er sich davon einen Vorteil versprochen habe. Fälschlicherweise habe er angenommen, dass gegen ihn wegen Vergewaltigung ermittelt werde. "Ich dachte, wenn ich erzähle, dass alle dran beteiligt waren, muss es ja wie einvernehmlicher Sex aussehen."

Die Handy-Filme, die an jenem Abend gemacht wurden, sollen Lara Schulz auch in kompromittierenden Posen zeigen. Nach Aussage des Angeklagten seien die Videos in Umlauf geraten. Für das Opfer ist dies eine Fortsetzung der Demütigung mit virtuellen Mitteln. Der Prozess geht weiter.