Die 24-jährige Bankkauffrau Lejla D. behauptet, in einer Notlage gewesen zu sein. Die Frau ist wegen Betrugs in 187 Fällen angeklagt.

Barmbek. Heute wisse sie es besser, sagt die 24-Jährige. Ihr tue das alles wahnsinnig leid, und überhaupt habe sie nach der Tat das schlechte Gewissen gequält.

Ihren Job hat Lejla D. bereits verloren, weil sie ihren Ex-Arbeitgeber, die Dresdner Bank, mutmaßlich um 17.200 Euro betrogen hat. Seit gestern steht sie deshalb vor dem Amtsgericht Barmbek. "Bankkauffrau, das ist mein Traumberuf", sagt Lejla D., 24, gleich zu Beginn. Ein Beruf, der nun aber ein Traum bleiben dürfte, denn die junge Frau muss sich wegen Betrugs und Urkundenfälschung in nicht weniger als 187 Fällen verantworten.

Nervös spielt die 24-Jährige an ihrem Ehering, sie hat eine tragische Geschichte zu erzählen. Damals, vor zwei Jahren, habe sie sich in einer Zwangslage befunden. Eine "Motorrad-Gang" habe ihren Ehemann erpresst, auch sie habe sich bedroht gefühlt, nach Einbrüchen und Vandalismus an ihrem Auto.

Sie habe dann getan, um was sie ihr Mann bat: Mit gefälschten Unterlagen eröffnete die Juniorberaterin der Filiale Fuhlsbüttler Straße drei Konten, denen sie hohe Dispositionskredite einräumte. Gleich danach hob sie Beträge zwischen 100 und 5000 Euro ab. Ein viertes, fiktives Konto habe sie eröffnet, nachdem ihr Mann im Februar 2009 im Krankenhaus verstarb.

Im September 2008 sei er aus unerfindlichen Gründen mit dem Motorrad gegen einen Strommast geprallt. "Ich hatte kein Geld und musste doch die Beerdigungskosten zahlen", sagt die junge Frau. Den kühnen Vorstoß ihres Verteidigers, seine Mandantin könne sich auf einen "entschuldigenden Notstand" berufen, habe daher "ohne Schuld" gehandelt, weist die Richterin zurück: "Sie hätte ja mal die Polizei rufen können."

Weitere 183 Betrugsfälle legt die Staatsanwältin der 24-Jährigen zur Last. Im Zuge einer Werbeaktion in Kooperation mit einem Harburger Schuhgeschäft soll Lejla D. Prämien von je 20 Euro für Neukunden in die eigene Tasche gesteckt haben - indem sie erneut unter Fantasienamen Konten eröffnet habe. Ein Vorwurf, den die 24-Jährige, obgleich von der Staatsanwältin auf die gravierenden strafrechtlichen Folgen hingewiesen, unter Tränen bestreitet.

Der Richterin kommt der ganze Fall suspekt vor, zumal die Filiale gegen eine ganze Reihe hauseigener Richtlinien verstoßen habe. So landeten die originalen Kontoeröffnungsanträge nach der Aktion "in einem Schuhkarton", erzählt Lejla D., dann im Schrank eines Besprechungszimmers in der Filiale Fuhlsbüttler Straße. Nun aber sei die Kiste mit den Dokumenten verschwunden, sagt sie. Auch fehlten auf den Auszahlungsbelegen für die 20-Euro-Prämie die Ausweisdaten der Neukunden.

"Dieses Prozedere war mit meiner Chefin abgesprochen, wir wollten doch Zeit sparen", sagt Lejla D. "Ganze Familienverbände" hätten die Filiale nach der Aktion gestürmt, um von dem "20-Euro-Geldgeschenk" der Bank zu profitieren.

Die Richterin schüttelt fassungslos den Kopf. Am nächsten Verhandlungstag soll die Filialleiterin aussagen.