Schlug der Angeklagte zu, weil ihr neuer Freund ein Schwarzer ist?

Neustadt. Die Narbe über dem rechten Auge wird sie ihr Leben lang an ihren Peiniger erinnern. An den Mann, der mit einem Baseballschläger ihr Gesicht zertrümmert hat. Noch immer leidet Jacqueline D. unter Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit, ihr Kurzzeitgedächtnis ist beeinträchtigt. Keine zwei Minuten läuft die Vernehmung vor dem Landgericht, dann bittet die 25-Jährige um eine Pause - es geht einfach nicht.

Dabei war der Mann, der gestern wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht steht, einst ein guter Freund, ein Neffe ihres Ex-Ehemanns. Nachdem ihr Mann wegen eines Rauschgiftdelikts in die Türkei ausgewiesen worden war, hätten sie vier Jahre "wie Bruder und Schwester" in einer Wohnung gelebt, er habe sich auch um ihre Kinder, 5 und 6, gekümmert, sagt der Angeklagte, der seit zwei Jahren illegal in Deutschland lebt. Richtig wütend machte Ilhami T. offenbar, dass sich Jacqueline D. nach der Trennung von seinem Onkel in einen Schwarzafrikaner verliebt hatte. Schon im Januar soll ihr der 27-Jährige deshalb eine täuschend echt aussehende Pistole an den Kopf gehalten und sie gefragt haben, ob sie sterben wolle. Am 9. April, als sie eine Freundin zu Besuch hatte, sei Ilhami T. plötzlich in ihrer Wohnung aufgetaucht - mit einem Baseballschläger in einer Tüte. Er habe sie sofort ins Wohnzimmer gedrängt. "Ich will nicht reden. Du bist mit einem Schwarzen zusammen, deshalb musst du sterben", habe er geschrien, dabei die Keule "wie eine Axt" gehalten und auf sie eingeschlagen.

Ilhami T., ein kräftiger Mann im roten, hautengen T-Shirt, erzählt eine ganz andere Geschichte. "Ich wollte nach Bremen umziehen, mich von den Kindern verabschieden und bei ihr übernachten. Ich hatte all meine Sachen mit dabei und eben auch den Baseballschläger", sagt er. Jacqueline D. habe ihn herzlich begrüßt, nach einem Telefonat sei sie aber "wie ausgetauscht gewesen", habe ihn geschubst und wüst beschimpft. Da habe er die Beherrschung verloren und im Affekt auf sie eingeschlagen. Dass er, wie ihm die Anklage vorwirft, auch ihre Freundin mit der Keule verprügelt hat, bestreitet der 27-Jährige. Die Frau sei "gegen einen Türrahmen" gerannt und hingefallen.

Er bereue die Gewalttat zutiefst, sagt Ilhami T., so manche Nacht weine er in seiner Zelle. Unterschiedlicher könnten die Aussagen von Täter und Opfer indes kaum sein. Der Angeklagte: "Als Jacqueline D. auf dem Boden lag, habe ich ihre Freundin gebeten, einen Krankenwagen zu rufen." Das könnte ihm Punkte bei der Strafzumessung bringen - sofern das Gericht einen Rücktritt vom Versuch des Totschlags annimmt. Jacqueline D. indes sagt: "Als ich blutend am Boden lag, schrie er nur: Wehe, es ruft einer den Notarzt." Der Prozess wird fortgesetzt.