Der Angeklagte soll dem 31-Jährigen die Schulter ausgekugelt haben und seinem Opfer zudem auch noch an die Gurgel gegangen sein.

Hamburg. Er hatte die Parklücke zuerst erspäht an der Eimsbütteler Chaussee. "Ganz sicher", sagt Ali D., 31. Dann aber sei ein VW-Bus aufgetaucht, und dessen Fahrer habe sich in letzter Sekunde noch in die Parkbucht gemogelt, knapp an ihm vorbei. Und da sei er nun einmal wütend geworden ob so viel Chuzpe, habe die Polizei rufen wollen und das Handy schon in der Hand gehabt. Aber dass er aus Wut über den vermeintlichen Platzhirschen dem Beifahrer im VW, Carsten S., 31, die Schulter ausgekugelt und dem Fahrer auch noch an die Gurgel gelangt haben soll, sei schlicht nicht wahr, beteuert Ali D.

Genau das legt die Staatsanwaltschaft dem Restaurantbetreiber vor dem Amtsgericht zur Last. Und so erzählt es auch Carsten S. Der Richter lässt an seiner Sicht der Dinge keinen Zweifel: Er glaube dem Zeugen, sehe keine Belastung seinerseits, und im Straßenverkehr könnten die Emotionen schnell einmal hochkochen, das sei ja bekannt. Doch Ali D. bleibt hartnäckig bei seiner Version: Er habe nicht geschlagen. "Das schwöre ich!"

Im Zeugenstand: Carsten S., 30 Jahre alt, Arzt. Kurz vor seinem Urlaub habe er mit einem Freund am 21. Dezember die Eimsbütteler Chaussee angesteuert, um in einem Laden schnell noch eine Reisetasche zu kaufen. "Kaum war ich ausgestiegen, da fasste mich der Angeklagte von hinten am rechten Arm, der Arm rotierte nach innen, und meine Schulter war ausgekugelt", sagt er. Unmittelbar danach sei der Arm wieder "reingesprungen".

+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++

Die Schmerzen seien aber geblieben. "Zwei Monate lang konnte ich kein Rad fahren, vier Monate kein Tischtennis spielen." Und auf den Surf-Urlaub, auf den er sich so lange gefreut habe, habe er auch verzichten müssen. Um weiteren Streit zu vermeiden, hätten sein Freund und er den Parkplatz geräumt. "Da hat uns der Angeklagte hinterhergerufen: So machen wir das hier in Hamburg."

Ali D. ist deutlich kleiner und schmaler als der durchtrainierte Zeuge. Dass der Angeklagte ihm den Arm bewusst habe auskugeln wollen, glaube er nicht, sagt Carsten S. "In einer ungünstigen Position des Armes ist kein sonderlicher Kraftaufwand erforderlich", sagt er. Ein weiterer Zeuge, ein Angestellter von Ali D., bestätigt die Version seines Chefs - ihn weist der Richter vorsorglich auf die Konsequenzen einer Falschaussage hin. Das Gericht stellt das Verfahren gegen 300 Euro Geldbuße ein - Ali D. hat auf Zuraten seines Verteidigers klein beigegeben.