Oft hatte er zugeschlagen, sie getreten, sie angeschrien. Schließlich eskalierte ein Streit - und sie stach ihrem Mann ins Herz.
Hamburg. Wer in diesem Fall das Opfer und wer der Täter war, wird sich nicht allein durch die Ermittlungen der Polizei klären lassen. Die Furcht der 25-Jährigen vor ihrem eigenen Mann muss unvorstellbar gewesen sein, als sie sich nur noch mit einem Küchenmesser bewaffnet zurück in ihr Zimmer traute. Zu oft hatte er zugeschlagen, sie getreten, sie angeschrien. Am Sonnabendmittag kam jede Hilfe zu spät: Nach einem heftigen Streit tötete die junge Frau aus Horn ihren zwölf Jahre älteren Ehemann mit einem Stich in sein Herz. Die Mutter eines sieben Monate alten Kleinkindes wird sich jetzt wegen Körperverletzung mit Todesfolge verantworten müssen.
Wie die Polizei mitteilte, waren gegen den 37 Jahre alten Ägypter in der Vergangenheit bereits zweimal sogenannte Wegweisungsverfügungen - also Verbote, sich seiner jungen Frau zu nähern - ergangen, weil er sie misshandelt hatte. Trotzdem hatte ihn die 25-jährige Deutsche immer wieder in der gemeinsamen Wohnung an der Straße Hermannstal aufgenommen. Dort lebten die beiden, die wohl nur noch auf dem Papier ein Paar waren, in getrennten Zimmern.
Zu dem verhängnisvollen Streit kam es am Sonnabend um kurz nach 12 Uhr, weil der 37-Jährige den Mobilcomputer seiner Frau benutzte, ohne sie vorher gefragt zu haben. Sie stellte ihn zur Rede, woraufhin er wütend wurde und sie angriff. Er schlug seine Frau und zerrte sie an den Haaren. Die 25-Jährige rannte in die Küche, nahm das lange Messer an sich und verbarrikadierte sich in ihrem Zimmer, in dem auch der Säugling schlief. Ihr Mann, außer sich vor Wut, stieß die Tür auf, folgte ihr in das Zimmer und drohte, er werde ihr das Kind wegnehmen. Als er erneut zum Schlag ausholte, stach die 25-Jährige zu.
+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++
Die Frau leistete noch Erste Hilfe und rief die Polizei. Dennoch starb ihr Mann auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Stich hatte das Herz getroffen. Sie ließ sich wenig später widerstandslos festnehmen und legte im Polizeipräsidium ein umfassendes Geständnis ab.
Nach der Vernehmung wurde sie einem Haftrichter vorgeführt, kam aber noch am Sonnabend wieder auf freien Fuß. Nach Ansicht des Richters besteht bei der 25-Jährigen weder Flucht- noch Wiederholungsgefahr. Außerdem wurde der Frau zugute gehalten, dass sie am Tatort Hilfe geleistet und die Rettungsdienste alarmiert hatte.