Im Fall des als "Hühnerbaron" bekannt gewordenen Hamburger Geflügelgroßzüchters Jost P., gegen den seit Anfang vergangenen Jahres wegen des Handels mit illegalen Pflanzenschutzmitteln ermittelt wird, hat die Staatsanwaltschaft gestern Morgen Vermögenswerte in Höhe von 419.000 Euro beschlagnahmt, darunter Bargeld, Lebensversicherungen und Autos.

Ermittler durchsuchten das Haus des 66-Jährigen am Leinpfad in Winterhude am frühen Morgen. Insgesamt waren von der Staatsanwaltschaft sogenannte Arrestbeschlüsse über 638 000 Euro erwirkt worden, die aber nicht vollständig durchgesetzt werden konnten. Da es in dem Fall keine Geschädigten gibt, gehen die Vermögenswerte im Fall einer Verurteilung an den Hamburger Fiskus, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers.

Wie das Abendblatt bereits umfangreich berichtete, soll Jost P. seit 2006 europaweit mit in Asien erworbenen Pflanzenschutzmitteln gehandelt haben. 200 Firmen soll er beliefert und dabei etwa eine Million Euro umgesetzt haben. Die von ihm vertriebenen Pflanzenschutzmittel haben nach Angaben der Polizei bereits die Zulassung verloren, "da sie nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen umweltgefährlich oder gesundheitsschädlich sind", sagte Polizeisprecher Andreas Schöpflin. Darunter seien auch persistente Umweltgifte, die nicht oder nur sehr langsam abgebaut werden.

Anfang April 2009 hatten Fahnder die ersten Giftstoffe in einem Gefahrstofflager am Hafen entdeckt. Insgesamt soll er mit 560 verschiedenen Substanzen gehandelt haben. 30 Tonnen konnten bereits sichergestellt werden. Die Ermittlungen dauern an.