Ein 22-Jähriger wurde gestern Morgen nach einem Streit auf dem Kiez erschossen. War es die Rache für einen früheren Überfall?

St. Pauli. Eine Fehde zwischen zwei türkischen Familien hat offenbar zum Tod eines 22-Jährigen geführt. Ali Ö. wurde gestern Morgen an der Holstenstraße niedergeschossen und erlag später seinen Verletzungen. Die Mordkommission ermittelt. Von dem Schützen fehlte bis gestern Abend jede Spur. Ob ein Einsatz des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) nahe dem Tatort wenige Stunden später mit der Tat zusammenhing, wollte die Polizei nicht bestätigen.

Ein Taxifahrer kümmerte sich um den jungen Mann um kurz nach 5 Uhr auf der Fahrbahn gegenüber der Endo-Klinik und rief die Polizei. Die sperrten daraufhin die Holstenstraße komplett ab, während Notärzte versuchten, das Leben des Opfers zu retten. Zeugen berichteten der Polizei, dass Ali Ö. kurz vor den tödlichen Schüssen in einen Streit auf der Großen Freiheit verwickelt war. Der Täter folgte ihm dann anscheinend an die Holstenstraße.

"Zeugen zufolge gab ein unbekannter Täter nach kurzem Disput plötzlich zwei bis drei Schüsse auf das Opfer ab und flüchtete anschließend zu Fuß in Richtung Reeperbahn", sagte Polizeisprecherin Karina Sadowsky. Die Ermittlungen am Tatort erwiesen sich gestern als schwierig: Noch während der Spurensuche begann es zu regnen. Trotz des eingesetzten Sprengstoff-Spürhunds soll keines der abgefeuerten Projektile gefunden worden sein.

+++ Getöteter Mann schon in frühere Schießerei verwickelt +++

Der Getötete ist bei der Polizei kein Unbekannter: Erst im Dezember wurde Ali Ö. zu einem Jahr Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt, nachdem er im Mai 2011 zusammen mit seinem Onkel, 39, und zwei weiteren Komplizen den Betreiber des Lokals "trinkbar" an der Holstenstraße überfallen und verletzt hatte. Die Angreifer hatten dabei fünf Schüsse auf den 24 Jahre alten Besitzer Ali Y. und dessen drei Jahre älteren Bruder abgegeben.

Ein Schuss traf Gastwirt Ali Y. im Gesäß, zudem traten die Täter auf ihn ein. Laut Ali Ö.s Anwalt ging es damals um "Familienehre". Der 22-Jährige habe seinem Widersacher damals einen Denkzettel verpassen wollen, hieß es vor Gericht.

Möglicherweise erhielt er jetzt selbst einen - mit tödlichen Folgen. Die Polizei wollte sich gestern wegen laufender Ermittlungen nicht näher dazu äußern.