Verdacht: gefährliche Körperverletzung. Mutter findet ihren Sohn wimmernd nach einer Party

Sternschanze. Es sollte ein fröhlicher Abend werden, an dem Elisabeth A. mit Freunden in ihren Geburtstag feiert. Doch der Start in ihr neues Lebensjahr endete für die 33 Jahre alte Mutter mit einem Familiendrama. Ihr gleichaltriger Lebensgefährte Richard G. steht unter Verdacht, ihren knapp zweijährigen Sohn schwer verletzt zu haben, während sie gefeiert hat.

Als Elisabeth A. am Sonntagmorgen um 7.35 Uhr in der Schanzenstraße nach Hause kommt, hört sie ihren Sohn Luca schon an der Wohnungstür weinen. Als sie zu ihm läuft, ihn trösten und in den Arm nehmen will, entdeckt sie, dass ihr Kind schwer verletzt ist. Luca hat blutunterlaufene Verletzungen am Kopf, Stirn und Gesicht sind massiv geschwollen. Er wimmert vor Schmerzen. Sofort ruft sie einen Krankenwagen, der kleine Junge wird ins Universitätsklinikum Eppendorf gebracht. Ihr Lebensgefährte Richard G., der an diesem Abend auf den Kleinen aufpassen sollte, weist jede Schuld von sich. Gegenüber der Mordkommission streitet der Stiefvater ab, dem Kind etwas getan zu haben.

"Beamte haben den stark angetrunkenen 33-Jährigen in der Wohnung festgenommen", sagt Polizeisprecher Andreas Schöpflin. Der Verdacht lautet: gefährliche Körperverletzung. Ein Alkoholtest bei dem Spanier ergab einen Wert von 1,9 Promille. In seiner Vernehmung gab Richard G. an, in der Nacht mit Luca im Arm gestolpert zu sein - dabei sei das Kind zu Boden gestürzt. Diese Angaben seien jedoch unglaubwürdig, sagt Schöpflin. Die Polizei geht von einer Schutzbehauptung aus. "Nach einer rechtsmedizinischen Begutachtung wurde das Kleinkind mehrfach ins Gesicht und gegen den Kopf geschlagen." Der Stiefvater, der erst seit Sommer 2011 in Deutschland lebt, kam gestern in Untersuchungshaft. Der Junge ist nach wie vor in der Klinik. Schöpflin: "Sein Zustand ist stabil." Es bestehe keine Lebensgefahr.

"Wir sind schockiert, dass so etwas Schreckliches bei uns im Haus passiert ist", sagte eine Nachbarin der Familie, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Das Paar und der kleine Junge hätten erst seit einem halben Jahr in dem dreistöckigen Mehrfamilienhaus gelebt. Der weiße Neubau im Schanzenviertel wirkt gepflegt und liegt geschützt in einem Hinterhof. Auffällig waren Elisabeth A. und ihr Freund in der Nachbarschaft bislang nicht.

"Das Paar hat immer nett gegrüßt, wenn man sich über den Weg gelaufen ist", sagt die Nachbarin. Ein fröhliches Kind sei der kleine Luca. Morgens bringe ihn die Mutter immer zur Kita. "Einen lauten Streit haben wir bei der Familie bisher nicht mitbekommen", sagt die Nachbarin. Und es habe auch keine Anzeichen dafür gegeben, dass der Junge schlecht behandelt worden sei. "Wir hoffen sehr, dass es dem Kind bald wieder besser geht."