Unbekannte brechen in das Gebäude im Stadtpark ein und verwüsten es. Gerade war das Forsthaus entkernt und frisch renoviert worden.

Winterhude. Gerade hatten sie das Sierichsche Forsthaus wiederhergerichtet, hatten es entkernt, neue Deckenträger eingezogen, das Mauerwerk instand gesetzt und Heizungen eingebaut. Stolz präsentierten die Mitglieder des Stadtpark Vereins Hamburg vor zwei Tagen im Abendblatt ihre großen Pläne für das kleine denkmalgeschützte Gebäude. Vereinssitz soll es werden. Und Informationszentrum. Nur noch die Möbel fehlten, um das 117 Jahre alte Haus wieder zum repräsentativen Kleinod werden zu lassen. Doch jetzt sind die Mitglieder des Vereins arggetroffen worden, Teile ihrer Arbeitwaren umsonst.

Denn irgendwann am Donnerstag trat ungebetener Besuch ihr ehrenamtliches Wirken mit Füßen. Metalldiebe zertrümmerten das Schloss der Eingangstür, drangen in das Haus ein und rissen sämtliche Kupferleitungen aus Wänden und Heizkörpern. "Ich bin noch immer fassungslos", sagt Diederich Magnussen, Vorstandsmitglied des Vereins. Er entdeckte den Einbruch, alarmierte die Polizei und steht nun vor den ramponierten Überbleibseln. Im Keller sind die Waschbecken zerschlagen, zwischen den Räumen, dort wo die Kupferleitungen verliefen, klaffen große Löcher im Putz, selbst das Besteck des Vereins haben die dreisten Einbrecher mitgehen lassen. "Zwei Flaschen Prosecco haben sie auch ausgetrunken und uns ihre Kippenreste dagelassen", schimpft Magnussen. "Aber am schlimmsten ist, dass es jetzt eiskalt im Haus ist." Bereits geplante Veranstaltungen müssen abgesagt werden.

200 000 Euro sowie ungezählteehrenamtliche Arbeitsstunden hatten die Mitglieder des Vereins in den vergangenen zehn Jahren in die Rettung des Hauses gesteckt. "Jetzt werden sicher einige Tausend Euro nötig sein, um den Schaden zu beheben", schätzt das Vorstandsmitglied. Und alles füretwa 50 Meter Kupferleitungen im Wert von einigen Hundert Euro.

Es ist der vorerst letzte Fall von zunehmendem Metalldiebstahl in Hamburg. Steigende Preise machen den Buntmetallklau zu einem lukrativen Geschäft: Immer mehr Kriminelle reißen vorwiegend im Schutz der Dunkelheit Fallrohre von Gebäudewänden,sägen Skulpturen ab oder brechen in abgelegene Häuser ein, um Heizungsrohre auszubauen. Platt gedrückt und zusammengerollt wird die Beute abtransportiert und für Kilogrammpreise von vier bis fünf Euro verscherbelt.

Allein die Deutsche Bahn schätzt den Schaden durch Metalldiebstähle auf jährlich zehn Millionen Euro. Mehrfach fielen S-Bahnen in Hamburg aus, weil Signalkabel gestohlen worden waren. Im Öjendorfer Park verschwand eine Wal-Skulptur, am Pinguinbrunnen im Stadtpark ein Vogel, im Schulgarten an der Außenmühle in Harburg ein Bronzebär und auf dem Friedhof Ohlsdorf allein im ersten Halbjahr 2011 drei Bronzeskulpturen.

Im Sierichschen Forsthaus, das der namensgebende Hamburger Goldschmied Adolph Sierich erbauen ließ, sind zwar zwei Metallskulpturen stehen geblieben, "aber der Blödsinn, den die Einbrecher hier angerichtet haben, macht unsere ganze Arbeit kaputt", sagt Diederich Magnussen. Das Wienern und Schrubben, das Befreien von Gestrüpp, die ehrenamtliche Hingabe - es war teilweise umsonst. "Das entsetzt mich schon", sagt Magnussen, der sich genau wie die Vereinsvorsitzende Heidi Gemar-Schneider noch an die Anfänge erinnern kann: Das Haus war zugewachsen, drinnen sah es schrecklich aus.

Nicht grundlos bezeichnete die Vereinsvorsitzende die langwierige Sanierung des alten Gebäudes als "Gemeinschaftswerk" von vielen Mitstreitern und Sponsoren. Es war ein Kraftakt. Pünktlich zum 100. Geburtstag des Stadtparks im Jahr 2014 sollte das Forsthaus die Schaltzentrale der Festvorbereitungen werden. Besucher hätten sich zeitig im Archiv über die Geschichte des Parks informieren können. Doch nun - der Rückschlag.

Die Polizei ermittelt, Spuren wurden gesichert. Wie hoch der materielle Schaden ist, wird sich erst in den kommenden Tagen beziffern lassen. Der ideelle Verlust für den Stadtpark Verein Hamburg ist bereits jetzt enorm.