St. Pauli. Nur wenige Tage nach dem Tod von Chantal in Wilhelmsburg ist auf St. Pauli ein weiteres Kind unter rätselhaften Umständen ums Leben gekommen. Eine Radiologin soll ihren acht Monate alten Sohn getötet und danach versucht haben, sich selbst das Leben zu nehmen. Die Ärztin wurde am Donnerstagabend schwer verletzt auf dem Bürgersteig an der Trommelstraße von Passanten entdeckt.

Schnell stellte sich heraus, dass die 43-Jährige vom Balkon ihrer Wohnung im vierten Stockwerk gestürzt war. Als Polizisten die Wohnung durchsuchten, entdeckten sie den Säugling. Er lag leblos in seinem Kinderbettchen. Vergebens versuchten die Beamten - und später auch eine Notärztin - das Kleinkind wiederzubeleben.

Während die Mutter, die bei dem Sturz mehrere Brüche erlitt, auf der Intensivstation behandelt wird, wurde der tote Säugling von Rechtmedizinern untersucht. Er habe keine "äußeren Verletzungen" aufgewiesen, sagte Polizeisprecher Andreas Schöpflin am Freitag. Aber: "Es liegen erste Anzeichen für eine mögliche Vergiftung vor."

Die Ermittler der Mordkommission gehen davon aus, dass die Frau erst den Jungen vergiftete und sich dann selbst töten wollte. In der Wohnung wurden mehrere geöffnete Medikamente gefunden. Die verletzte Ärztin, die nicht in Lebensgefahr schwebt, konnte noch nicht vernommen werden. Ihr Lebensgefährte erlitt einen Schock, als er von der Tat erfuhr. Hinweise auf ein Motiv konnte er nicht geben.