Vier Angeklagte sollen bei Bauarbeiten den Tod eines Bahnarbeiters an der Bahnstrecke in Höhe der Deichtorhallen verschuldet haben.

Hamburg. Drei Lichtbögen blitzten auf, als ein Kranausleger bei Bauarbeiten an der Bahnstrecke in Höhe der Deichtorhallen einer Stromleitung mit 15.000 Volt gefährlich nahe kam - der 80-Tonnen-Kran stand unter Spannung. Als zwei Arbeiter ein am Kran befestigtes Stahlseil berührten, erlitten sie einen Stromschlag. Michael G. starb am Nachmittag des 27. Dezember 2007, sein Kollege überlebte mit Verbrennungen. Gestern standen die aus Sicht der Anklage vier Verantwortlichen für den Unfall vor dem Amtsgericht St. Georg. Der Vorwurf: fahrlässige Tötung.

Die Akte zu diesem Fall ist 1000 Seiten stark, mehr als zwei Jahre hatte die Staatsanwaltschaft Zeit, den Unfall zu untersuchen. Trotzdem setzte die Richterin die Verhandlung nach zwei Stunden aus: Zu viele Fragen sind offen - die Staatsanwaltschaft muss nachermitteln. Die entscheidende Frage: Wer trägt die Verantwortung dafür, dass die Stromleitung nicht abgeschaltet wurde, als die Arbeiter mit der Verladung von Bodenplatten begannen? Mehrere Tochterunternehmen der Deutschen Bahn stehen nun im Fokus der Staatsanwaltschaft, die klären will, in welchem Auftragsverhältnis die beteiligten Firmen standen.

Laut Staatsanwaltschaft haben die Angeklagten kollektiv versagt: Bauleiter Klaus-Dieter K., 56, weil er die Abschaltung der Leitung nicht veranlasste; Wulf E., 54, weil er den Kranführer nicht korrekt unterwiesen hatte; Norbert M., 40, weil er sich nicht vergewissert hatte, dass die Leitung abgeschaltet war; Kranführer Mark J., 50, weil er den Sicherheitsabstand zur Stromleitung nicht eingehalten hatte. Der Bahnbeamte Klaus-Dieter K. wies gestern die Vorwürfe zurück: Für die Abschaltung der Stromleitung sei nicht er, sondern der Auftraggeber - die DB Projektbau - zuständig gewesen. "Außerdem wurde mir mitgeteilt, dass bis Neujahr alle Leitungen tot sind." Der Prozess soll im September neu aufgerollt werden.