Ein 25-Jähriger hat versucht, eine Internet-Freundin mit einem Sex-Video unter Druck zu setzen. “Unschön“, findet der Staatsanwalt die Tat.

Hamburg. Spaß - es ist das Wort, das Eduard K., 25, ganz nonchalant über die Lippen geht. Er meint damit die versuchte Erpressung, die ihm vor dem Amtsgericht Bergedorf zur Last gelegt wird. Die Drohung, er werde ein gemeinsam mit der 22 Jahre alten Polina M. aufgenommenes Sex-Video im Internet zum Verkauf anbieten, wenn ihm die junge Frau nicht 250 Euro zahle, sei nur ein "Scherz" gewesen. Er rechnet aber nicht damit, dass das Gericht den Spaß versteht. "In deutschen Gerichten", lässt der unbestrafte Mann verlauten, "haben ja die Frauen immer Vorrang."

+++ 22-Jährige mit Sex-Video erpresst - Geldstrafe +++

Polina M. ist eines von vielen Opfern, die öffentlich von verärgerten Ex-Partnern abgestraft werden. Nach Angaben des Landeskriminalamts nimmt die Unart, Menschen im Internet an den Pranger zu stellen, deutlich zu.

Die schlanke junge Frau beging offenbar den Fehler, sich nicht auf weitere Treffen mit dem Angeklagten einlassen zu wollen, nach ihrem ersten und einzigen Tête-à-tête im Sommer 2008. Sie hatten sich in einem Internetchat kennengelernt und sich einvernehmlich gleich beim ersten Date bei Intimitäten gefilmt. Das pikante Souvenir indes, so war es vereinbart, war nur zum privaten Gebrauch bestimmt.

Danach ließ die 22-Jährige ihn abblitzen und erfand Ausreden, um dem beharrlich buhlenden Eduard K. aus dem Weg zu gehen. Der 25-Jährige will das Video dann als Druckmittel eingesetzt haben, um ein weiteres Treffen zu erzwingen. "Ich wollte das Geld nicht wirklich. Ich wusste ja nicht, dass man Späße im Internet so ernst nimmt", sagt er treuherzig. Außerdem: Er hätte das Video gar nicht ins Internet stellen können. "Ich lebte damals mit meiner Freundin zusammen, und ich war doch auf dem Video auch zu sehen."

+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++

Am 25. November 2008 bot er seiner Ex-Affäre das kompromittierende Filmchen zum Kauf an. "Er drohte, ansonsten bekäme ihn ganz Hamburg zu sehen", sagt die junge Frau. Zum Schein gab sie seiner Forderung nach, schaltete jedoch die Polizei ein, die Eduard K. kurz vor der Geldübergabe an einer Tankstelle festnahm. Später trafen sich Opfer und Täter noch zweimal. "Ich hatte Panik, wollte die Sache mit der Rücknahme der Anzeige aus der Welt schaffen", sagt Polina K. Doch die Staatsanwaltschaft ermittelte bereits. Ihren Eltern hatte sich die zu Depressionen neigende Frau aus Scham erst da anvertraut. "Es war mir so peinlich", sagt Polina K. Sie fühle sich seitdem minderwertig, sei im Umgang mit Männern misstrauischer geworden.

"Unschön", findet der Staatsanwalt die Tat. Das klingt lapidar, immerhin trachtete Eduard K. danach, einen Menschen öffentlich zu demontieren. Doch der Anklagevertreter legt nach. Nach so einer Aktion, er meint das Sex-Video, "hätte ich meiner Tochter auch am liebsten auf die Ohren gehauen". Wohlgemerkt: Zwei Erwachsene filmen sich einvernehmlich beim Sex und verpflichten sich zur Diskretion. Vor diesem Hintergrund sorgt die Anmerkung des Staatsanwalts für Verwunderung.

Der reuige Täter kommt mit einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 10 Euro davon. Die Spaßgeschichte kauft der Richter Eduard K. nicht ab. "Es handelt sich um eine versuchte Erpressung, eine härtere Strafe wäre möglich." Allerdings, das sei strafmildernd zu werten, lag der Fall mehr als ein Jahr bei der Staatsanwaltschaft auf Halde.