Drei junge Männer haben einen 26-jährigen Konkurrenten erst niedergestochen und dann versucht, ihn zu erschießen. Sein Bruder plante Rache.

Hamburg. Sie wollten sich mit aller Macht in der Rotlicht-Hierarchie hocharbeiten und waren dafür bereit, über Leichen zu gehen. Seit gestern sitzen die beiden Brüder Abobaker und Mohamad B. sowie ihr Geschäftsfreund Abdul E. in Untersuchungshaft. Am Karfreitagabend hatten die 23, 24 und 25 Jahre alten Zuhälter versucht, einen Konkurrenten in einer kleinen Nebenstraße am Wandsbek Quarree mit Messerstichen und Schüssen zu töten. Der Anlass war banal: Streit unter ihren Prostituierten.

Kurz nach 17 Uhr empfängt Gökay G. (26) seine Gegenspieler zur Aussprache in der Sackgasse Hinterm Stern (Wandsbek). Sie erscheinen standesgemäß in großen Mercedes-Limousinen. Der Streit eskaliert. Kurz darauf liegt Gökay G. mit einer offenen Bauchwunde am Boden, schleppt sich zu seinem BMW-Geländewagen. Doch die Täter lassen nicht von ihm ab. Einer der Männer rennt hinter dem Opfer her, sticht ihm in Hals und Schulter. Dann zieht Abdul K. eine silberfarbene Walther PPK und zielt auf den Kopf von Gökay G. Doch die Schüsse verfehlen ihr Ziel. Der 26-Jährige verschanzt sich im letzten Moment hinter seinem Wagen. Die drei jungen Luden rasen in ihren Wagen davon, längst beobachten Anwohner die groteske Szenerie.

Das Opfer kommt mit einem Rettungswagen in die Asklepios-Klinik Barmbek. Von Tag zu Tag verschlechtert sich sein Zustand. Sein drei Jahre jüngerer Bruder Ilkay G. schmiedet Rachepläne. Er sucht die drei Zuhälter auf, fordert 40 000 Euro Blutgeld für die Verletzungen, die seinem Bruder zugefügt wurden. Mit einer geladenen Pistole unterstreicht er seine Forderungen.

Als die drei ablehnen und sein Bruder Anfang der Woche schließlich in Lebensgefahr schwebt, plant der 23-Jährige den blutigen Gegenschlag. Am Dienstag versammelt er Freunde und Verwandte am Krankenbett.

Doch die Polizei ist alarmiert. 100 Beamte von LKA und Bereitschaftspolizei, angeführt von den Elitepolizisten des Mobilen Einsatzkommandos (MEK), stürmen neun Wohnungen in Langenhorn, Volksdorf, Farmsen, Billstedt und Eimsbüttel und verhaften die drei Täter sowie den Bruder des Opfers.

In dem Mercedes von Mohamad B. finden sie eine scharfe Schusswaffe, in den Wohnungen mehrere Messer, Baseballschläger und Gaswaffen. "Die Haftbefehle und Durchsuchungsbeschlüsse wären auf jeden Fall erwirkt worden", erklärte ein Polizeisprecher. Doch aufgrund der eskalierenden Situation habe man bei der Staatsanwaltschaft Eilanträge gestellt.

Alle vier wurden gestern noch dem Haftrichter vorgeführt. Abobaker B., Mohamad B. und Abdul E. müssen sich jetzt wegen versuchter Tötung verantworten, Ilkay G. wegen schwerer räuberischer Erpressung.