Einen Millionen-Betrag soll Dieter K. unterschlagen haben. Jetzt droht dem 71-Jährigen eine mehrjährige Freiheitsstrafe.

Hamburg. Er soll Geld aus dem vererbten Stiftungsvermögen der gut betuchten Tante aus den USA veruntreut haben. Fast 3,2 Millionen Euro, so die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, hat Dieter K. als Vorstand der "Paul, Gert und Greta Kaven-Stiftung" teils gemeinschaftlich mit einem Testamentsvollstrecker, an diesen, sich und seine Ehefrau ausgekehrt.

Ein Vorwurf, den der 71-Jährige erhitzt zurückweist. Seit gestern muss sich Dieter K. vor dem Landgericht wegen Untreue verantworten. Drei Jahre Freiheitsstrafe stellt ihm das Gericht bei einem Geständnis in Aussicht - der Rentner lehnt ab. "Ich bin unschuldig. Was in der Anklage steht, ist grundsätzlich falsch."

Denn das Geld habe ihm zugestanden. Ihm, seiner Frau und den beiden Kindern. Es habe zwar einiger Überzeugungsarbeit bedurft, weil die reiche Tante in ihrem Testament die Familie zunächst gar nicht bedacht hatte. Doch 1994 habe sie ihre Meinung geändert und in einer notariellen Erklärung ihrer Familie ein Viertel ihres Vermögens vermacht, sagt Dieter K.

Der Rest sollte in die Kaven-Stiftung fließen. Vor allem diente die in den USA gegründete Stiftung als Vehikel für den unversteuerten Transfer der Millionen nach Deutschland. Nach dem Tod ihres Mannes kehrte Greta K. nach Hamburg zurück. "Ich habe sie fünf Jahre bis zu ihrem Tod betreut", sagt Dieter K. "Ich gab dafür meinen Beruf auf, die Schenkung sollte mich finanziell absichern."

Von 1994 an beriet Dieter K. die alte Dame, die rund 6,5 Millionen Dollar in Aktien angelegt hatte. Geld, das Dieter K., einst Devisenhändler, nach eigener Aussage durch Spekulationsgeschäfte binnen weniger Jahre vervielfachte. Die Hälfte des Hinzugewinns, rund vier Millionen Euro, habe er dafür bekommen sollen, vier Millionen Euro die Familie. Der Rest sollte in die Stiftung fließen, die tatsächlich auch Krankenhäuser, das Rote Kreuz und Kinderdörfer durch Spenden unterstützt habe. Doch die originale Schenkungsurkunde hatte er dem inzwischen verstorbenen Testamentvollstrecker ausgehändigt, der den Transfer des Erbes regeln sollte. "Warum haben Sie keine Kopie gemacht?", fragt der Vorsitzende Richter. "Ich habe ihm vertraut, er saß doch auch im Stiftungsvorstand", sagt Dieter K.

Die Ermittler fanden jedoch heraus: In 16 Fällen soll der 71-Jährige gemeinsam mit dem Testamentvollstrecker hohe Summen auf eigene Konten überwiesen haben. Nicht er, sondern der Anwalt habe das Geld veruntreut und seiner eigenen Familie zugeschanzt, sagt Dieter K. Mit 98 Jahren starb seine Tante 2001. "Danach hatte ich gar keinen Kontozugriff mehr."

Es ist eine komplizierte Materie, ein sperriger Stoff. Dieter K. sieht sich zu Unrecht von der Steuerfahndung beschuldigt, die den Stein erst ins Rollen gebracht habe. "Ich erwarte einen Freispruch." Der Prozess wird fortgesetzt.