Der Tag der Terroranschläge, der 11. September 2001. Ausgerechnet an jenem Tag überfiel Michael B. eine Haspa-Filiale in Ottensen.

Hamburg. Es war der Tag, als die Türme des World Trade Centers in New York einstürzten. Der Tag der Terroranschläge, der 11. September 2001. Ausgerechnet an jenem Tag überfiel Michael B. (34) eine Haspa-Filiale in Ottensen. Gestern verurteilte das Landgericht den mehrfach vorbestraften Bankräuber zu drei Jahren und zehn Monaten Haft.

Zum Verhängnis wurde dem Täter ein Kamm, den er während des Überfalls verloren hatte. Erst im Vorjahr kamen Ermittler Michael B. auf die Schliche - die in den Haaren gespeicherten Erbinformationen hatten ihn verraten.

Vor dem Überfall hatte der Angeklagte eine ganze Flasche Schnaps getrunken - ein Umstand, den das Gericht nun zu seinen Gunsten auslegte. Die Kammer könne nicht ausschließen, dass Michael B. an diesem Tag nur vermindert schuldfähig war. Ein Psychiater attestierte dem gelernten Schweißer zudem eine Alkoholsucht. "Wenn er getrunken hat, ist er ein schwieriger Mann und wird schnell aggressiv."

Kurz vor Ladenschluss tauchte Michael B. in der Filiale auf. Er schlich sich von hinten an einen Mitarbeiter, hielt ihm ein Küchenmesser an den Hals und drohte, ihn abzustechen. Der Täter war zunächst niemandem aufgefallen - trotz erhöhter Alarmbereitschaft wegen der Terroranschläge. 16 250 D-Mark erbeutete er damals - Geld, das er nach eigenen Angaben binnen einer Woche für Bordellbesuche und Drogen verprasst hatte.

Strafmildernd wertete das Gericht das Geständnis. "Sie haben gestanden und sich entschuldigt", sagte die Vorsitzende Richterin, die mit dem Urteil den Anträgen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung folgte. Gleichzeitig empfahl sie dem Täter, sich um eine Alkoholtherapie zu bemühen. Immer wieder hatte Michael B. im Suff Straftaten begangen, einmal sogar seinen Vater mit einem Messer attackiert. "Überlegen Sie sich, wie es weitergehen soll, wenn Sie aus der Haft rauskommen."

Allzu viele Chancen dürfte ihm die Justiz kaum noch geben. Sollte Michael B. erneut rückfällig werden, droht ihm eine womöglich lebenslange Sicherungsverwahrung.