Die 39-Jährige sowie sieben ihrer Komplizen wurden von der Polizei verhaftet. Sie sollen 30 Kilo Heroin nach Hamburg gebracht haben.

Hamburg. 39 Jahre ist sie alt, absolut selbstbewusst, mit einem Hang zum Überheblichen, und die wohl emanzipierteste türkischstämmige Frau, die den Hamburger Drogenfahndern jemals begegnet ist - jedenfalls im kriminellen Gewerbe. Döne M. war der Kopf eines Heroinhändlerrings, der über ganz Deutschland verteilt Drogen vertrieb. Nach zwei Jahre andauernden Ermittlungen konnte die in Neumünster gemeldete und in Hamburg wohnhafte Bandenchefin jetzt festgenommen werden, zusammen mit ihrem Sohn, Schwager, ihrem Freund und drei weiteren Familienmitgliedern.

Das Drogennetz von Döne M.

Über mehrere Jahre hatte die Deutsche ihre Familie für ihre Drogengeschäfte eingespannt, zudem ein dichtes Beziehungsgeflecht zu männlichen Helfern im Alter zwischen 22 und 52 Jahren gewoben, die ihr wohl blind folgten. Ebenso ungewöhnlich in einer eher patriarchalisch geprägten Gesellschaft: Döne M. wickelte persönlich Drogengeschäfte mit Dealern in der Türkei ab. Heroin im zweistelligen Kilogramm-Bereich soll die Bande vertrieben haben, sind sich die Fahnder der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift (GER) von Polizei und Zoll sicher. Ein erster Tatverdacht ergab sich, als slowenische Zöllner im Mai 2007 zwei Kroaten kontrollierten, die im Unterboden ihres Fords 32 Kilogramm Heroin versteckt hatten. Die Lieferung hatte Döne M. bestellt.

Eine zweite, mindestens ebenso große Lieferung aus der Türkei erreichte Deutschland im August letzten Jahres. Der Kurier und Teile der Ladung konnten abgefangen werden. Sieben Monate später, am 11. März, klickten auch in Neumünster die Handschellen. Nicht nur dort: In vier Bundesländern wurden acht Haftbefehle vollstreckt, 16 Wohnungen durchsucht - so in Hamburg, Kiel, Kassel-Kalden und in Warburg, wo die Drogen in einem Bunker unter einem Wochenendhaus gelagert worden waren. 500 Gramm Heroin, 400 Gramm Marihuana, zwei scharfe Schusswaffen und 11.000 Euro Dealgeld wurden sichergestellt. Überraschender Erfolg: Im Laufe der Ermittlungen ging den Fahndern auch ein 50-jähriger Türke ins Netz, der bereits 2000 mehr als 52 Kilogramm Heroin nach Deutschland geliefert hatte, aber kurz vor seiner Verhaftung ins Ausland geflüchtet war.