Für die Beamten der Mordkommission war schnell klar, dass sie nicht zuständig waren. Bei abgetrennten Gliedmaßen, so sie denn nicht überlebenswichtig sind, brauchen sie nicht auszurücken. Und so machten sich die Beamten der Wasserschutzpolizei selber auf die Suche nach einem Verletzten, der sich den rechten kleinen Finger am Geländer des Treppenhauses eines Wohnblocks an der Seehafenstraße (Heimfeld) abgerissen hatte.

Zunächst hatte sich am frühen Mittwochabend ein Anwohner bei der Polizei gemeldet. Er fand den Finger in einem kleinen Spalt, an dem der Handlauf mit den Stufen zusammentrifft. Er wickelte ihn in eine Tüte und legte diese in seinen Kühlschrank. Die alarmierten Polizisten riefen zunächst mehrere Krankenhäuser an, um nach einem Patienten mit entsprechender Wunde zu fragen. Doch den Notaufnahmen war nichts bekannt.

Da die Beamten ein Verbrechen - und möglicherweise weitere menschliche Überreste - nicht ausschließen konnten, durchsuchten sie das Mehrfamilienhaus. Schließlich wurden sie fündig. Ein 55 Jahre alter Bewohner öffnete. Er hatte geschlafen und, wie sich später herausstellte, 1,6 Promille Alkohol im Blut. Seine rechte Hand war verbunden. Dass der Finger fehlte, wusste er bereits. Er hatte bis in den Tag hinein getrunken. Den Finger, so sagte er es den verdutzten Beamten, bräuchte er nicht mehr. Lediglich auf den Ring bestand der Mann. Die Polizisten ließen ihn trotzdem samt Finger ins Krankenhaus fahren. Ob die Operation dort glückte, ist nicht bekannt.